Gesundheitsminister isoliert Jens Spahn positiv auf Coronavirus getestet

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Quelle: dpa

Am Mittwochvormittag saß man noch im Kabinett zusammen, nun ist amtlich: Gesundheitsminister Spahn hat sich mit dem Coronavirus angesteckt. Warum das Kabinett trotzdem nicht in Quarantäne muss.

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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich mit dem Coronavirus angesteckt. Wie das Gesundheitsministerium in Berlin mitteilte, ist er am frühen Mittwochnachmittag positiv auf das Virus getestet worden. Spahn ist damit der erste Bundesminister, der sich nachweislich infiziert hat. Er habe sich umgehend in häusliche Isolierung begeben, hieß es in der Mitteilung des Ministeriums. „Bislang haben sich bei ihm nur Erkältungssymptome entwickelt. Alle Kontaktpersonen werden aktuell informiert.“

Fotos zeigen, dass Spahn noch am Mittwochvormittag im Kanzleramt an der Kabinettssitzung teilnahm. Auf den Bildern ist Spahn mit einem Mund-Nasen-Schutz zu sehen. Das Bundeskabinett muss dennoch nicht gesammelt in Quarantäne.

Ein Regierungssprecher teilte in Berlin auf Anfrage mit, das Kabinett tage unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln, die darauf abzielten, dass auch im Falle der Teilnahme einer Person, die später coronapositiv getestet werde, eine Quarantäne anderer oder gar aller Teilnehmer nicht erforderlich werde.

Kanzlerin Merkel leitet die Sitzung des Bundeskabinetts am Mittwoch, 21. Oktober 2020. Am Nachmittag wurde die Coronainfektion von Gesundheitsminister Jens Spahn bekannt. Quelle: dpa

Die Bedingungen im Bundeskanzleramt und insbesondere im Internationalen Konferenzsaal, in denen die wöchentlichen Kabinettssitzungen stattfinden, seien hinsichtlich des Infektionsschutzes „besonders optimiert“ und vom Gesundheitsamt Berlin-Mitte fachlich überprüft worden. Das Kabinett tagt dort an einem großen runden Tisch. Zwischen den Teilnehmern sind jeweils mehrere Plätze frei. Fotos aus der Kabinettssitzung zeigen, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Minister der Regierung mit Maske im Sitzungsraum eintreffen. Am Tisch sind die Masken dann ab.

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach forderte umgehend mehr regelmäßige Tests bei allen Mitgliedern der Bundesregierung. „Es ist an der Zeit, dass die Kabinettsmitglieder regelmäßig auf Corona getestet werden“, sagte Lauterbach der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. Regelmäßig bedeute eine Testung möglichst alle zwei bis drei Tage, so Lauterbach. Auch die übrigen Kabinettsmitglieder nach Spahns Kabinettsteilnahme am Mittwochmorgen in Quarantäne zu schicken, hielt Lauterbach nicht für erforderlich. „Die strengen Schutzvorkehrungen werden ja gewahrt. Und: Die Leute sind systemrelevant. Die Minister müssen mit Maske weiter arbeiten“, sagte Lauterbach.

Immer wieder mussten sich zuletzt Spitzenpolitiker wegen Risikobegegnungen in Quarantäne begeben. Am Samstag hatte es Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier getroffen. Grund war der positive Corona-Test eines Personenschützers. Zwei Tests beim Staatsoberhaupt fielen seither negativ aus. Steinmeier befindet sich dennoch in Absprache mit dem Gesundheitsamt bis zum 29. Oktober in häuslicher Quarantäne.

Bereits am Montag hatte sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wegen einer Warnung über die Corona-App in Quarantäne begeben. Ebenfalls derzeit in häuslicher Isolation: Integrations-Staatsministerin Annette Widmann-Mauz. Ende September hatten sich schon Außenminister Heiko Maas (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vorübergehend isoliert.

Bei Maas hatte sich ebenfalls ein Personenschützer infiziert. Altmaier ging vorsorglich in Quarantäne, weil ein Mitarbeiter eines EU-Ministers positiv getestet worden war, der mit ihm bei einem Treffen des EU-Handelsministerrats in Berlin anwesend war.


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Bereits im März war auch Kanzlerin Angela Merkel vorsorglich für knapp zwei Wochen in häuslicher Quarantäne, weil sie von einem Arzt geimpft worden war, bei dem kurz darauf eine Infektion mit dem Coronavirus festgestellt wurde.

Mehr zum Thema: Spahn setzt bei der Verteilungsfrage für einen Coronaimpfstoff auf die Länder – und riskiert neues Chaos.

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