Gesundheitsreport Fluch und Segen der Digitalisierung

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Individuelle Strategien gegen die Überforderung


Dann wird in einem zweiten Schritt untersucht, wann erweiterte Verfügbarkeit aus betriebliche Gründen überhaupt erforderlich ist. Zusätzlich könnten die Unternehmen den Beschäftigten helfen, individuelle Strategien zu entwickeln, mit denen sie sich selbst vor Überforderung schützen können. Eine Anti-Stressverordnung, wie sie die IG Metall im vergangenen Jahr als Antwort auf neue Stressfaktoren im Arbeitsleben gefordert hat, verlangen die Betriebskrankenkasse nicht. Sie setzen stattdessen auf betriebliches Gesundheitsmanagement.

Digitalisierung ist Fluch und Segen. Das gilt laut BKK-Report aber auch für die Digitalisierung im Gesundheitswesen selbst. Über die Hälfte der Bürger finden es gut, wenn sie Meldungen an ihre Krankenkasse online statt persönlich oder brieflich übermitteln können. Etwas mehr als ein Drittel würden auch Online-Plattformen für die Suche nach Ärzten, Krankenhäusern oder Pflegeinrichtungen nutzen. 40 Prozent sind bereit, eine von ihnen selbst verwaltete elektronische Gesundheitsakte zu nutzen, fast 30 Prozent können sich auch noch vorstellen, mit Arzt oder Therapeut online zu kommunizieren. Doch nur jeder Fünfte kann sich eine Erstdiagnose per App oder Video-Sprechstunde mit einem Arzt vorstellen.

Noch weniger wären mit einer Fernbehandlung einverstanden (18 Prozent). Allerdings wächst die Bereitschaft je kränker ein Patient ist. So ist die Bereitschaft, an Online-Behandlungen teilzunehmen, bei Menschen mit mehr als vier Erkrankungen doppelt so hoch wie bei Menschen mit nur einer Krankheit. Entscheidend ist der Datenschutz. 80 Prozent fordern selbst entscheiden zu dürfen, wer auf ihre Daten zugreifen darf.

Gerade in strukturschwachen Gebieten könnte die Digitalisierung aber unabhängig von solchen persönlichen Präferenzen ein Weg sein, Gesundheitsversorgung sicher zu stellen. Doch hier müssten noch gesetzliche Barrieren beseitigt werden. Ein weites Feld seien schließlich Gesundheits-Apps etwa zur Gewichtsabnahme, zur Ernährung oder zu sportlicher Betätigung. Auch hier sei das Hauptproblem der Schutz individueller Gesundheits-Daten, so Sabrina Zeike von der Universität Köln und Holger Paff, Chef des Expertenbeirates des Innovationsfonds, über den seit 2016 besonders innovative Versorgungsprojekte gefördert werden. So könnten die Krankenkassen Gesundheitsdaten nutzen, um ihre Versicherten zu beraten und ihnen gezielt Präventions- und Behandlungsangebote zu machen.

Doch dagegen steht heute oft noch der Datenschutz. Schließlich könnten die Krankenkassen solche Daten auch zum Schaden der Versicherten nutzen, etwa um kranke Versicherte mit einem hohen Behandlungsbedarf mehr oder weniger dezent zum Wechsel der Krankenkasse zu animieren.

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