
Der neue Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, gilt als Pragmatiker. Der 58-Jährige kommt von der strukturell konservativen Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE), kann aber auch mit voller Unterstützung der kämpferischen IG Metall oder der politisch eher linksstehenden Dienstleistungsgewerkschaft Verdi rechnen.
Hoffmanns Hauptaufgabe wird sein, den DGB als Dachorganisation von acht Einzelgewerkschaften zu stabilisieren und die Gewerkschaften nach dem inzwischen gestoppten Mitgliederschwund attraktiv für jüngere Arbeitnehmer zu machen. Die Vita des neuen DGB-Chefs liest sich wie die eines klassischen Gewerkschaftsfunktionärs: Der Sohn eines Maurers aus Wuppertal machte eine Ausbildung bei den Farbwerken Hoechst, danach folgte der zweite Bildungsweg und ein Studium der Wirtschaftswissenschaften als Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung.
Nach verschiedenen Funktionen bei der gewerkschaftsnahen Stiftung ging Hoffmann zum Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB) nach Brüssel, wo er es bis zum stellvertretenden Generalsekretär brachte. Die Arbeit in Brüssel hat ihn wesentlich geprägt. Hoffmann spielt gern Skat, ist Kettenraucher und Langstreckenläufer. Die Turnschuhe hat er immer dabei. Wie sein Vorgänger Michael Sommer ist Hoffmann Sozialdemokrat.
Hoffmanns Credo: Die Gewerkschaften brauchen den DGB als Dachverband, um in der Arbeits- und Sozialpolitik die unterschiedlichen Interessen der Einzelgewerkschaften zu bündeln - und dabei nicht nur den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden. Eine „neue Ordnung der Arbeit“ ist für ihn mehr als nur der Mindestlohn. Aus seiner Sicht soll der Mindestlohn rasch erhöht werden - und nicht erst 2018.