Glücks-Atlas 2020 Wie Corona unsere Lebenszufriedenheit verändert

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Die Hauptsorge der Deutschen

Besonders unglücklich sind die Menschen mit ihrer Arbeit. Als Folge von Kurzarbeit und Homeoffice sagen mehr 30 Prozent, dass sich die berufliche Zufriedenheit verschlechtert habe, während lediglich gut 20 Prozent glücklicher sind als im Vorjahr.

Interessant ist der Vergleich der Ergebnisse mit Daten aus den vergangenen fünf Jahren. 2015 gaben gut die Hälfte der Befragten an, die Digitalisierung habe ihren Berufsalltag erleichtert. Für knapp drei Viertel ist die Kommunikation mit Kunden und Kollegen durch die neuen Technologien leichter geworden, und 61 Prozent der Berufstätigen meinen, sie seien dadurch produktiver. 2018 sagten 84 Prozent der Homeoffice-Nutzer, dass sich die Arbeit zu Hause positiv auf ihre Lebensqualität auswirke. Auch ihre Arbeitszufriedenheit ist größer. „Zu Beginn des Lockdowns im März dachte man noch, Homeoffice macht glücklich – heute sehen wir, dass das scheinbar nicht stimmt,“ erklärt Raffelhüschen. Die Angst vor dem Jobverlust oder geringeren Einkommen durch die Kurzarbeit seien auch Gründe für Unzufriedenheit.



Auf die verschiedenen Bevölkerungsgruppen wirkt sich die Coronakrise unterschiedlich stark aus. Von allen Altersgruppen sind die 45- bis 59-Jährigen am meisten betroffen (minus 0,48). Bei den Jüngeren sind es nur minus 0,32 Punkte. Die über 60-Jährigen büßen mit minus 0,25 Punkten am wenigsten an Zufriedenheit ein. „Das Zufriedenheitsniveau der jungen und alten Menschen ist grundsätzlich hoch. Das beobachten wir auch in Zeiten ohne Pandemie. In der Mitte des Lebens nimmt die Zufriedenheit meist ab,“ erklärt Raffelhüschen. Die Folgen der Pandemie bestärken diesen Effekt. „Die Menschen mittleren Alters tragen die größte Verantwortung. Die einen zahlen einen Kredit ab, andere finanzieren die Ausbildung ihrer Kinder.“

Um den Zusammenhang zwischen äußeren Faktoren und persönlicher Lebenszufriedenheit zu verstehen, lohnt ein Blick auf die Entwicklung während des ersten Lockdowns. Zu Beginn der Messung am 05.03. war die allgemeine Lebenszufriedenheit mit über sieben Punkten verhältnismäßig hoch. In der Folge nahm sie stark ab. Das ist nicht verwunderlich. Am 11. März rief die WHO die Pandemie aus. Am selben Tag warnte die Bundeskanzlerin vor einer Überlastung des Gesundheitssystems. Schulen und Kitas wurden geschlossen, Einreiseverbote der europäischen Nachbarländer traten in Kraft. Am 22. März einigten sich Bund und Länder auf strenge Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen.

Als die Maßnahmen Ende April schrittweise gelockert wurden, flachte die Kurve ab. Erste Schulen öffneten, die Kontrollen an den Außengrenzen wurden eingestellt und der Spielbetrieb der Bundesliga begann. Die Zufriedenheit der Deutschen stieg. Über die Entwicklung im zweiten Lockdown machen die Wissenschaftler keine Angaben.


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Klimawandel ist die Hauptsorge

Trotz der Coronapandemie ist der Klimawandel die Hauptsorge der Deutschen. 65 Prozent der Menschen machen sich langfristig mehr Sorgen um den Klimawandel als um die Bekämpfung des Coronavirus. Die Daten zeigen außerdem, dass nachhaltiger Konsum die Lebenszufriedenheit fördert. 70 Prozent der Befragten geben an, dass ihnen der Kauf eines Produktes, das nachhaltig hergestellt wurde, ein gutes Gefühl gibt.

Für Raffelhüschen ergibt sich dieses „gute Gefühl“ durch die Kombination der vier Faktoren: Gesundheit, Gemeinschaft, Geld, Genetik. „Wenn ich an meiner Gesundheit arbeite, meine Gemeinschaft pflege, mir finanziell ein solides Fundament schaffe und mich bemühe, optimistisch durch die Welt zu gehen, habe ich gute Chancen, glücklich zu werden.“

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