Glücksrezept Grundeinkommen Geld und Glück für alle

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Ein exotisches Beispiel

In den vergangenen Jahren hat sich die Lebensqualität in Bhutan stark verbessert. Immer mehr Bürger können Lesen und die Lebenserwartung ist stark gestiegen Quelle: AP

Dabei spielen wirtschaftliche Faktoren häufig nur eine untergeordnete Rolle. "Ökonomisches Wachstum ist dabei kein Zweck an sich, sondern ein Mittel, um wichtigere Ziele zu erreichen", erklärt Tobias Pfaff, Forscher an der Universität Münster, in einem Aufsatz. Pfaff verbrachte mehrere Monate am Centre for Bhutan Studies im Königreich Bhutan. Hier ist wirtschaftliches Wachstum also Mittel zum Zweck und nicht das Ziel an sich. Das Konzept scheint erfolgreich zu sein. So zählt das ehemals bettelarme Land in Südasien mit einem BIP pro Kopf und Jahr von 5300 US Dollar (Deutschland: 41.703 US-Dollar) mittlerweile zu den wohlhabenderen Staaten der Region. Auch stieg die Lebenserwartung von rund 40 Jahren auf Mitte 60, ein Großteil der Bevölkerung kann mittlerweile lesen.

Bhutan ist zwar ein exotisches Beispiel, jedoch wird auch in Deutschland zunehmend über alternative Messgrößen für die Zufriedenheit der Bevölkerung nachgedacht. So wurde 2011 extra die Enquete-Kommission des Bundestages "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" aus der Taufe gehoben. Aufgabe: Wie lassen sich Wohlstand und Zufriedenheit der Bevölkerung besser messen als durch wirtschaftliche Indikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt?

Grundeinkommen für alle

Jedoch geht es in der aktuellen Debatte um die Zufriedenheit der Bevölkerung nicht nur um deren Messbarkeit, sondern auch, wie man sie verbessern kann. Vor allem die Linke und Piraten fordern in diesem Zusammenhang immer wieder das bedingungslose Grundeinkommen.

Die Idee ist, dass jeder Bürger einen fixen Geldbetrag vom Staat erhält der, an keine Bedingungen gekuppelt ist. De facto gibt es in Deutschland bereits ein Grundeinkommen durch das Arbeitslosengeld, allerdings sind diese Bezüge an Bedingungen, wie eine fehlende Beschäftigung, gebunden.

Das klingt zunächst simpel, zur Umsetzung des Konzepts gibt es zahlreiche Ansätze. So sieht das Modell des solidarischen Bürgergelds einen Transfer von 600 Euro pro Monat vor, und zwar für Personen die höchstens 1600 Euro brutto verdienen. Verdient man mehr, reduziert sich der Betrag auf 200 Euro pro Monat. Daneben erhält jeder Bürger Prämien für seine Pflege- und Sozialversicherung. Dieses Modell des bedingungslosen Grundeinkommens wurde vom ehemaligen Ministerpräsidenten Thüringens, Dieter Althaus, mitentwickelt und trägt daher den Namen "Althaus-Modell".

Daneben gibt es andere Konzepte wie das Modell der Bundesarbeitsgemeinschaft Grundeinkommen. Dieses Konzept sieht ein bedingungsloses Grundeinkommen bei 950 Euro pro Person und Monat vor. Wer daneben kein Einkommen hat, wird kostenlos kranken-und pflegeversichert. Daneben gibt es zahlreiche weitere Ansätze, die in der Höhe des Transfers, den Bedingungen für möglichen Zusatzleistungen wie Versicherungen und Altersabsicherung, leicht variieren.

Finanziert werden sollen die Ausgaben für sowas zum einen durch Steuern, zum anderen durch Einsparungen, die durch den Wegfall von Sozialausgaben wie Arbeitslosengeld und Pflegeversicherung entstehen.

Doch was würde dieser bedingungslose Transfer mit den Menschen machen, und ist dies nicht der direkte Weg in Faulheit statt in mehr persönliche Handlungsfreiheit?

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