
Die Bundesbank hat einem Medienbericht zufolge in diesem Jahr fast 37 Tonnen Gold aus ihren Beständen in New York und Paris an ihren Sitz in Frankfurt verlagert. Das Gold habe einen Wert von 1,1 Milliarden Euro, sagte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann der "Bild-Zeitung".
Der Großteil des deutschen Goldes lagert im Ausland, vor allem bei der US-Notenbank Fed. Anfang des Jahres hatte die Bundesbank angekündigt, bis 2020 fast 700 Tonnen deutsches Gold aus dem Ausland zu holen. Dann soll rund die Hälfte der knapp 3400 Tonnen Goldreserven in Deutschland lagern.
Die Bundesbank will Gold aus dem Ausland nach Deutschland bringen. Einige Fragen und Antworten
Insgesamt sollen 674 Tonnen nach Frankfurt kommen, 300 aus New York und 374 aus Paris. Das entspricht mehr als 50.000 der unter Notenbanken üblichen Barren und insgesamt 19 Prozent der Bundesbank-Bestände.
Das hat historische Gründe. Im Weltwährungssystem von Bretton Woods, das Anfang der 70er Jahre aufgegeben wurde, tauschten die USA zum festen Kurs von 35 Dollar je Feinunze Gold. Deutschland erzielte in den Wirtschaftswunderjahren hohe Exportüberschüsse; die Bundesbank wechselte deshalb ständig D-Mark gegen Dollar und häufte so große Dollar-Bestände an, die sie gegen Gold tauschen konnte.
Das Gold blieb nach dem Tausch einfach in den Tresoren der US-Notenbank Fed in Manhattan. Es war also nie in Deutschland. Ähnlich lief es in der Europäischen Zahlungsunion, durch die die Bundesbank ebenfalls an das Gold kam, das heute in London und Paris aufbewahrt wird.
Zu Zeiten des Ost-West-Konflikts lagerten bis zu 98 Prozent des Bundesbank-Goldes im westlichen Ausland. Frankfurt lag nicht einmal 150 Kilometer vom Eisernen Vorhang entfernt. Im Falle eines Angriffs des Warschauer Pakts wäre das Gold schnell in die Hände des Feindes gelangt. Dieser Grund existiert seit mehr als 20 Jahren nicht mehr, in Paris ist das Gold nicht sicherer als in Frankfurt.
Vor der Einführung des Euro hätte die Bundesbank zudem das Gold in Paris ohne Probleme in Francs umtauschen können, falls die D-Mark in eine Währungskrise geraten wäre. Seitdem in Frankreich ebenso wie in Deutschland mit Euro bezahlt wird, ist auch dieser Grund weggefallen.
Anders sieht es mit dem Gold aus, das in New York lagert. Dort könnte es im Fall des Falles schnell in Dollar umgetauscht werden, die wichtigste Währung der Welt. Auch nach der Rückholaktion werden dort 37 Prozent der deutschen Goldreserven bleiben.
Offiziell nein. Das hat Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele bei der Vorstellung des neuen Lagerungskonzeptes immer wieder betont. Allerdings stellt sich natürlich die Frage, wieso die Bundesbank ausgerechnet nach der öffentlichen Debatte im vergangenen Jahr den größten Goldtransport nach Deutschland in ihrer Geschichte beschließt. "Das Thema Goldreserven ist in Deutschland auch mit vielen Emotionen belegt", räumte Thiele ein. Der Transport kann deshalb schon als Reaktion auf die öffentliche Kritik gesehen werden.
Dazu macht die Bundesbank keine Angaben, um das Gold und die Wachleute zu schützen. Allerdings ist der Transport wertvoller Güter nichts Neues für die Notenbanker: Jedes Jahr bewegt sie viele Milliarden Euro in Geldtransporten. Im Internet finden sich wilde Spekulationen, ob die Bundeswehr das Gold nun mit Kriegsschiffen in New York abholt. In der Praxis dürfte der Transport aber wesentlich unspektakulärer ablaufen. Zu den Kosten machte die Bundesbank ebenfalls keine Angaben.
Ende 2012 hatte es eine Debatte über die Sicherheit des Milliardenschatzes im Ausland gegeben. 2011 hatte der Bundesrechnungshof aufgedeckt, dass die deutschen Goldreserven im Ausland nicht regelmäßig überprüft werden. "Wir verlagern Gold nicht nach Deutschland, weil wir Zweifel haben, ob es wirklich vorhanden ist", so Weidmann. Vielmehr sehe ein neues Lagerstättenkonzept der Zentralbank eine Aufstockung der Bestände in Frankfurt vor.
"Das Gold im Ausland lagert bei Partnernotenbanken, die absolut vertrauenswürdig und sicher sind", sagte Weidmann der Zeitung. Bei Stichproben in New York und Paris habe es keine Beanstandungen gegeben. Weidmann kündigte an, in den kommenden Jahren noch größere Mengen Gold nach Deutschland zu verlagern.