




Es ist eine der mächtigsten Behörden in Deutschland, in wirtschaftspolitischer Sicht sogar Ermittler und Strafrichter in einer Institution – und doch sind Aufgaben und Rolle des Bundeskartellamts den Bürgern des Landes kaum bekannt. Und dass der Kampf gegen Preisabsprachen und Monopole vor allem den Interessen der Verbraucher dienen soll, ist ihnen schon gar nicht bewusst.
Der neue GPRA-Vertrauensindex April 2014 weist für das Bundeskartellamt schwache Werte aus. Nur 31 Prozent der Befragten fühlen sich über die Arbeit der Wettbewerbshüter gut oder sehr gut informiert, fast zwei Drittel (65 Prozent) glauben, sie wüssten wenig oder gar nichts über das Amt. Und als Verbraucher setzen sie auch nicht auf die Unterstützung der Bonner Beamten. 52 Prozent der 1000 repräsentativen Befragten misst deren Arbeit keine Bedeutung für den Verbraucherschutz bei, nur 40 Prozent sehen darin Vorteile (und fünf Prozent sogar Nachteile).





Ermittelt hat dieses Profil der verkannten Machtbehörde der Demoskop Klaus-Peter Schöppner, Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts mentefactum. Sein Kommentar: „Die Tatsache, dass 64% der Deutschen nicht genau wissen, was die Aufgaben des Kartellamts sind, und 52 Prozent der Deutschen der Arbeit des Kartellamts nur eine geringe Bedeutung beimessen zeigt, dass es hier an transparenter Arbeit und Kommunikation fehlt."
Während die Bürger meinen, dass die Preise im Lebensmittelhandel vor allem von den großen Herstellern und Handelsketten festgelegt werden, sehen sie bei den Strafen des Kartellamtes vor allem Mittelständler im Visier. Auch die Kronzeugenregelung, nach der Kartellbrüder mit milderen Strafen rechnen können, wenn sie mit der Wettbewerbsbehörde kooperieren, finden nicht die Zustimmung der Verbraucher. 91 Prozent lehnen diese Art der Kooperation ab. „Das ist eine klare Ohrfeige für die gängige Praxis des Kartellamts", sagt Meinungsforscher Schöppner.
Der Verband GPRA, der Zusammenschluss der führenden deutschen Agenturen für Public Relations, hat erstmals für seinen Vertrauensindex auch nach Institutionen des Verbraucherschutzes gefragt. Am besten schnitt dabei mit Abstand die Stiftung Warentest ab, gefolgt von den Verbraucherzentralen. Das Bundeskartellamt liegt im Mittelfeld. Die politischen Parteien genießen als Verbraucherschützer kaum Vertrauen. Nur 14 Prozent der Befragten glauben, dass die Interessen der Konsumenten bei ihnen gut aufgehoben sind.