Grauer Kapitalmarkt Verbraucherschützer fordern nach P&R-Pleite schärfere Regulierung des grauen Kapitalmarkts

P&R war Marktführer für Direktinvestitionen in Seecontainer. Quelle: dpa

Zehntausende Anleger müssen nach der Pleite des Finanzdienstleister P&R um ihr Geld bangen. Das ruft Verbraucherschützer auf den Plan.

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Der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV), Klaus Müller, hat eine schärfere Regulierung für Produkte des grauen Kapitalmarkts gefordert. Anlass ist die Insolvenz von P&R, dem Marktführer für Direktinvestitionen in Seecontainer mit Sitz in Grünwald bei München.

Rund 50.000 Anleger müssen nun um ihr Geld bangen. P&R war einer der größten Anbieter des sogenannten grauen Kapitalmarktes.

„Seit Jahren weist der VZBV darauf hin, dass Produkte des grauen Kapitalmarktes ohne transparente Preisbildung zum Beispiel an einer Börse nicht an Privatanleger verkauft werden sollten“, sagte Müller dem Handelsblatt. „Ein aktiver Vertrieb sollte verboten werden, denn für Verbraucher sind diese Produkte zu komplex und bergen zu hohe Risiken.“

Wie das Amtsgericht München am Montag dem Handelsblatt bestätigte, hat es Michael Jaffé aus München als vorläufigen Insolvenzverwalter für die P&R Container Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH sowie die P&R Gebrauchtcontainer Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH eingesetzt.

Für die P&R Container Leasing GmbH ernannte das Gericht Philip Heinke zum vorläufigen Insolvenzverwalter – ebenfalls aus der Kanzlei Jaffé. Es handelt sich um ein reguläres Insolvenzverfahren. Nicht betroffen ist die P&R Transport-Container GmbH.

Die P&R-Gruppe hatte Kunden sogenannte Direktinvestments in Container angeboten. Die Container wurden von den Anlegern gekauft und einige Jahre an Leasing-Gesellschaften und die Transportindustrie vermietet. Die Anleger erhielten während der Laufzeit Mietzahlungen und hatten die Aussicht, dass die P&R-Firmen die Container am Ende der Vertragslaufzeit zurückkaufen. In den vergangenen Monaten aber mussten Anleger erstmals auf Mietzahlungen warten. Vor zwei Wochen erfuhren Kunden dann per Brief, dass sich ein anstehender Rückkauf von Containern verzögere. Ein Handelspartner sei „kurzfristig und auch für uns überraschend“ abgesprungen. Wenig später stoppte P&R den Neuverkauf.

Nach Einschätzung des Grünen-Finanzexperten Gerhard Schick droht der Fall P&R „zum größten deutschen Anlageskandal der jüngeren Vergangenheit zu werden“. Auch er sieht wie der VZBV gesetzgeberischen Handlungsbedarf. Denn es zeige sich einmal mehr, dass die derzeitige Gesetzeslage Anleger in Deutschland weiterhin „nur ungenügend vor nicht tragfähigen Geschäftsmodellen schützt“.

Nur aufgrund hoher Provisionen für die Vermittler seien im Fall P&R „massenhaft schlechte Produkte“ vertrieben worden, auf denen nun die Anleger sitzen blieben. „Selbst die eigentlich konservativen Sparkassen und Volksbanken haben dabei mitverdient“, kritisierte der Grünen-Politiker.

Das Problem besteht aus Schicks Sicht generell darin, dass im grauen Kapitalmarkt trotz milliardenschwerer Anlagesummen kein Tragfähigkeitsgutachten eines unabhängigen Wirtschaftsprüfers erforderlich sei, weshalb sich die Aufsicht nur auf Vollständigkeit, Verständlichkeit und Widerspruchsfreiheit des Prospekts konzentrieren könne. Diese „eklatante Lücke“ müsse die Große Koalition schließen.

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