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Großprojekte "Risiken werden unterschätzt"

Projektmanager und Bauexperte Klaus Grewe über typisch deutsche Fehler bei der Planung von Großprojekten.

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Klaus Grewe ist Projektmanager und Bauexperte.

WirtschaftsWoche Online: Herr Grewe, die olympischen Sportstätten in London, deren Bau Sie koordiniert haben, wurden fünf Monate vor der Zeit fertig und eine Milliarde Euro billiger als geplant. In Deutschland dagegen häufen sich die Baudesaster – Stuttgart 21, Flughafen BER, Elbphilharmonie. Kann Deutschland noch bauen?

Grewe: Durchaus. Bei den kleinen Bauprojekten gibt es kaum Probleme. Es hat aber eine Menge Ärger mit den Großprojekten gegeben. Das ist bitter.

Wie groß ist der Imageschaden in der Welt?

Groß. Die deutsche Bauindustrie wird langfristig darunter leiden, dass die genannten Projekte zeitlich und kostenmäßig völlig aus dem Ruder gelaufen sind. Darüber haben die Medien im Ausland berichtet.

Was läuft denn hierzulande falsch?

Die Fehler passieren bereits in der Planung. Die deutsche Gesellschaft hat ein Problem mit Großprojekten. Man erwartet, dass neue Flughäfen, Bahnhöfe oder Kulturzentren nur einen bestimmten Preis haben dürfen. Der wird anfangs politisch festgelegt – in der Regel ohne ordentlich zu kalkulieren. Das Motto "Geiz ist geil" galt lange Zeit auch für Großprojekte, um die Unterstützung der Gesellschaft für das Projekt zu gewinnen.

Baut England anders?

Ja. In der Anfangsphase werden Kosten und Risiken ordentlich durchgerechnet. Nach einer ersten Planung folgt eine intensive Machbarkeitsstudie. Da sitzen zig Leute dran, bei Großprojekten 100 Leute und mehr. So eine Planung ist teuer. Zu dem Zeitpunkt ist noch immer nicht klar, ob das Projekt überhaupt gebaut wird.

Und in Deutschland hat man dann schon angefangen?

So ist es häufig. Auch in Deutschland werden Prognosen erstellt und Risiken berechnet, aber nicht in der Tiefe. Beim Bau der Olympischen Sportstätten haben wir 14 000 Einzelschritte berechnet. Dahinter stand jeweils ein einzelnes Risiko.

Ein Beispiel bitte…

Wenn eine Wasserleitung durch die Stadt gezogen wird, dann können dies 50 verschiedene Risiken sein, wenn die Leitung unter 50 denkmalgeschützten Gebäuden verläuft. Da entstehen schnell hohe Gesamtkosten für ein Projekt.

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