Grünen-Ministerin Spiegel erklärt Rücktritt Salamitaktik statt Wahrheit? Eine miese Idee!

Anne Spiegel ( Bündnis 90/die Grünen), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, tritt zurück. Quelle: dpa

Es ist meist nicht der Skandal selbst, über den Politiker oder Topmanager stürzen, sondern der problematische Umgang mit der Sache. Das zeigt mangelnde Einsichtsfähigkeit – und führt dann zum vorzeitigen Karriereende. Ein Kommentar.

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Später ist man immer klüger, aber trotzdem lernen Führungskräfte in Parlamenten und Unternehmen offenbar nie aus der ältesten Regel der Krisenkommunikation: Wenn Du einen Fehler gemacht hast und deswegen unter Druck gerätst, darfst Du nicht mehr taktieren.

Etwas gröber formuliert: Lass die Hose ganz runter und stehe zu dem Versäumnis – denn nur dann besteht noch die Chance, sich aus einer schwierigen Lage zu retten.

Ob Bundesfamilienministerin Anne Spiegel von den Grünen oder Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser von der CDU: Beide zögerten zu lange und gaben Details nur auf Nachfrage und dann noch unvollständig wieder. Anne Spiegel kostete das nun just das Amt: Am Montagnachmittag erklärte sie ihren Rücktritt.

Man kann als Ministerin in einer Mediendemokratie eben nicht wochenlang Urlaub machen oder zu einer Party nach Mallorca fliegen, wenn Zehntausende Menschen in einer Jahrhundertflut ihre Existenz verlieren. Und man kann als Lebensmittelhersteller wie Ferrero auch nicht verschweigen, wenn Salmonellen in der Schokolade auftauchen.

Es ist mehr als menschlich, sich immer irgendwie herausreden zu wollen, aber gerade die darin liegende Uneinsichtigkeit führt letzten Endes zu Rücktritten. Salamitaktik im Umgang mit Fehlern hat noch nie funktioniert – Wahrheit gibt es nur ganz und nicht scheibchenweise.

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