Günstlingswirtschaft Die gesponserte Republik

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Rent a Rüttgers

Sponsoren der politischen Elite
Vorstand Heinrich Deichmann Quelle: dpa
Screenshot der Gubor-Internetseite Quelle: Screenshot
Rotkäppchen-Produkte Quelle: APN
Schild mit dem Logo von EADS Quelle: dapd
Bundesparteitag der Grünen Quelle: dapd
CDU-Parteitag Quelle: CDU
Eine Aspirin-Tablette mit dem Bayer-Logo Quelle: dpa

Rent a Rüttgers? Die CDU in NRW hatte Sponsoren 2010 gegen Geld Einzelgespräche mit dem damaligen Ministerpräsidenten angeboten. Außenminister Guido Westerwelle ließ Parteiunterstützer bei Reisen mitfliegen. Der Energiekonzern EnBW hatte Spitzenpolitikern Tickets für die Fußball-WM 2006 geschickt. Später zeigte sich der Obergrüne Cem Özdemir für Spitzenfußball empfänglich. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner ließ eine Gesundheitskampagne vom Drogeriemarkt dm sponsern, die wie Shampoowerbung daherkam. Aktionen erwecken den Anschein, Sponsoren beeinflussten die Politik. Seit die Öffentlichkeit mäkelt, fürchten Unternehmen ums Image und überdenken ihr Tun.

Das Sponsoring „nehmen wir völlig neu in den Blick“, sagt Klaus-Peter Müller, Chef der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex und Aufsichtsratschef der Commerzbank. Zwar hätten viele Firmen Ethikregeln. Doch „bei Amtsträgern wird man künftig noch vorsichtiger sein müssen“, ahnt Müller. Das fordere Fingerspitzengefühl. „Ein Wirtschaftsvertreter sollte sich stets fragen, ob ein Geschenk oder eine Einladung dem anderen schaden könnte.“

Kommerzielle Helfer sind überall, vorneweg sind Bundesregierung und Bundespräsident dankbar für Hilfe. Der Sponsoringbericht, der die Gaben an den Bund dokumentiert, listet für die Jahre 2009 und 2010 insgesamt 93,4 Millionen Euro an Zuwendungen auf. Am meisten profitierte das Gesundheitsministerium, das rund 60 Millionen Euro abbekam.

Hotline für Spielsüchtige von der Automatenindustrie

Jedes Jahr steuerte der Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) zehn Millionen Euro für eine Kampagne gegen Alkohol bei, je 3,4 Millionen Euro war der Privatassekuranz die Aufklärung über Aids wert. Ausgerechnet die staatliche Toto-Lotto-Gesellschaft in Baden-Württemberg überwies rund 1,5 Millionen Euro für die Prävention von Glücksspielsucht. Die Automatenindustrie bezahlte eine Hotline für Spielsüchtige.

Als größte Unterstützer des Sommerfestes des Bundespräsidenten Christian Wulff traten 2010 die AOK mit 90.000 Euro, Daimler, die Deutsche Post, Telekom, Rewe, Vattenfall und REpower Systems sowie der Sparkassen- und Giroverband mit 60.000 bis 75.000 Euro hervor.

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