Hackerangriffe Cyberexperten werfen Großbritannien und USA politische Motivation vor

Experten überrascht die Warnung nicht, dass Russland Schwachstellen in Routern ausnutzt. Auch Deutschland ist von den Hackerangriffen betroffen.

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Hackerattacken: Cyberexperten vermuten politische Motivation Quelle: dpa

Berlin Der Warnung Großbritanniens und der USA vor einer weltweiten Cyberattacke aus Russland hat aus Sicht von IT-Sicherheitsexperten möglicherweise einen politischen Hintergrund. „Router sind ein beliebtes Ziel aller Nachrichtendienste der Welt, deshalb riecht die sehr allgemeine Warnung nach Doppelmoral“, sagte der Cybersicherheitsexperte Sandro Gaycken von der Managementhochschule ESMT dem Handelsblatt.

Es versuche wirklich jeder Geheimdienst, genau dort hineinzukommen. „Die USA und Großbritannien streiten aktuell mit Russland ja über vieles, etwa über die Giftgasattacken in Syrien und das Attentat auf den früheren Geheimdienstmitarbeiter Skripal.“

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gleicht nach eigenen Angaben derzeit die in der Erklärung veröffentlichten technischen Informationen mit eigenen Erkenntnissen ab. „Eine erste Analyse legt nahe, dass sich die Ausführungen der britischen und amerikanischen Partnerbehörden zu Angriffsmethoden, Angriffsvektoren und Schwachstellen mit den Erkenntnissen des BSI der vergangenen Jahre decken. Aus technischer Sicht gibt es in der Erklärung keine neuen Erkenntnisse“, so das BSI in einer Stellungnahme. Auch konkrete Vorfälle in Deutschland, bei denen die Vorgehensweise der Angreifer starke Ähnlichkeiten zu den seitens der USA und UK geschilderten Methoden aufweisen, seien dem BSI bekannt. Betroffene Institutionen seien informiert und über das Nationale Cyber-Abwehrzentrum geeignete Abwehrmaßnahmen eingeleitet.

„Dass ein Staat Schwachstellen in Routern ausnutzt, ist nicht überraschend“, sagt Sven Herpig, Cybersicherheitsexperte beim Thinktank Stiftung Neue Verantwortung im Gespräch mit dem Handelsblatt. Router seien als Angriffsstellen prädestiniert, weil dort viele Informationen durchlaufen und sie einfach mitgelesen oder umgeleitet werden können, wenn sie unverschlüsselt sind. „Ich vermute, dass der Zeitpunkt der Meldung zu einem bestimmten Teil auch politisch ist“, so Herpig. Es könne aber auch sein, dass die Behörden in Großbritannien und den USA zwar schon länger an dem Fall arbeiten aber erst jetzt alle Informationen hatten, um die Öffentlichkeit zu informieren.

Auch der angesehene US-Experte für Cybersicherheit, Jake Williams, zeigte sich skeptisch über die Motivation hinter der Warnung aus den USA und Großbritannien. Schließlich seien die Aktivitäten schon seit geraumer Zeit bekannt: „Jetzt auf die Russen zu zeigen, macht kaum Sinn, es sei denn es gibt da eine andere - höchst wahrscheinlich politische - Agenda.“ Ein britischer Regierungssprecher sagte, die Botschaft an Moskau sei klar: „Wir wissen, was ihr macht, und ihr werdet keinen Erfolg haben.“

Cyberexperte Herpig sieht neben Deutschland auch andere Staaten unter möglichen Opfern: „Man kann davon ausgehen, dass von diesen Angriffen auch andere Staaten betroffen sind und nicht nur Großbritannien und die USA.“

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