Hans-Werner Sinn

Die Krim-Krise gefährdet die Energiewende

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Russisches Gas ist die einzige wirtschaftlich vertretbare Lösung

In diesen Städten wird Strom gespart
Platz 10 der Stromverschwender: FürthIm Jahr 2013 haben die Deutschen kaum weniger Strom verbraucht als im Vorjahr. Der durchschnittliche Verbrauch pro Kopf lag laut einer Studie des Versicherungs- und Energieportals preisvergleich.de im Jahres-Durchschnitt bei 1836 kWh Strom (zum Vergleich: 2012 waren es 1858 kWh). Von Stadt zu Stadt gibt es aber erhebliche Unterschiede. Die Abweichung vom Durchschnittswert gibt an, wie viel Prozent mehr Strom verbraucht wurde, als der Mittelwert; dabei wurden mehr als 10 Prozent Abweichung nach oben als "Stromverschwender" bewertet, als "Stromsparer" gelten Verbraucher die mehr als 10 Prozent unter dem Mittelwert liegen. Durchschnittlicher Pro-Kopf-Verbrauch 2013: 2079 kWh Abweichung vom Durchschnittswert: 13,2 ProzentHier finden Sie die komplette Deutschlandkarte Quelle: dpa
Platz 9 der Stromverschwender: BremerhavenDurchschnittlicher Pro-Kopf-Verbrauch 2013: 2101 kWh Abweichung vom Durchschnittswert: 14,5 Prozent Quelle: REUTERS
Platz 8 der Stromverschwender: CelleDurchschnittlicher Pro-Kopf-Verbrauch 2013: 2107 kWh Abweichung vom Durchschnittswert: 14,8 Prozent Quelle: dpa
Platz 7 der Stromverschwender: OldenburgDurchschnittlicher Pro-Kopf-Verbrauch 2013: 2116 kWh Abweichung vom Durchschnittswert: 15,3 Prozent Quelle: dpa
Platz 6 der Stromverschwender: SaarbrückenDurchschnittlicher Pro-Kopf-Verbrauch 2013: 2120 kWh Abweichung vom Durchschnittswert: 15,5 Prozent Quelle: dpa
Platz 5 der Stromverschwender: ErlangenDurchschnittlicher Pro-Kopf-Verbrauch 2013: 2135 kWh Abweichung vom Durchschnittswert: 16,3 Prozent Quelle: dpa
Platz 4 der Stromverschwender: AachenDurchschnittlicher Pro-Kopf-Verbrauch 2013: 2147 kWh Abweichung vom Durchschnittswert: 17,0 Prozent Quelle: dpa

Das Speicherproblem lässt sich faktisch nur durch die Errichtung sogenannter Methanspeicher lösen. Sie brauchen weniger Platz, lassen sich auch auf dem flachen Land errichten und sind – zumindest bei den Herstellungskosten – wesentlich billiger. Bei dieser Technik werden die Stromspitzen zunächst für die Produktion von Wasserstoff genutzt. Der wiederum wird in Methangas umgewandelt, mit dem Gaskraftwerke dann bei Bedarf ihren Strom erzeugen.

Ein unlösbares Problem ist aber die Energievernichtung bei diesem Speicherweg. Da der technische Wirkungsgrad bei diesem Verfahren nur bei einem Viertel liegt, käme der Strom den Kunden – nach dem Umweg über Methanisierungsanlage und Gaskraftwerk – mindestens viermal so teuer.

Fazit: Am Ende ist es allemal billiger, das Methan von Putins Gashändlern zu kaufen, in Deutschland zu speichern und dann bei Bedarf für die Erzeugung von Strom in Gaskraftwerken zu verwenden, die die Lücken des Wind- und Sonnenstroms füllen. Putin-Gas kostet rund drei Cent die Kilowattstunde, während Windgas aus der Methanisierungsanlage mindestens sechsmal so teuer wäre, die Kosten der Methanisierungsanlage noch gar nicht gerechnet. Wird der Strom auf See erzeugt, muss man mit mindestens dem Zehnfachen rechnen.

Die Nutzung von russischem Gas ist daher die einzige wirtschaftlich halbwegs vertretbare Lösung. Der Strom aus den Wind- und Solaranlagen kommt herbeigezappelt und wird mit Strom aus Methanspeichern geglättet, die von Putins Leuten gefüllt und dann intermittierend geleert werden. So entsteht in der Summe ein gleichmäßig verfügbarer Strom. Nur dieser Weg geht. Alles andere sind Hirngespinste.

Aber damit ergibt sich eine neue Risikosituation. Deutschlands Sicherheit ist durch die Abhängigkeit von russischem Gas ohnehin schon gefährdet, immerhin fließt derzeit ein Drittel des in Deutschland verbrauchten Gases über russisches Territorium. Wenn wir wie geplant unsere noch laufenden Atomkraftwerke abschalten und voll auf den Wind- und Sonnenstrom setzen, wird sich die Abhängigkeit von Russland weiter erhöhen – und die Versorgungssicherheit verringern. Dies wiederum schränkt Deutschlands außenpolitische Handlungsfähigkeit weiter ein. Wissen wir eigentlich, was wir da tun?

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