
„Die Merkel-Kritiker in der Union müssen sich fragen, ob sie mit ihren Positionen nicht der Pegida, der AfD und NPD die Argumente liefern, wenn sie die Forderung nach Grenzzäunen, Mauern und Stacheldraht erheben“, schreibt Geißler in der „Wirtschaftswoche“. „Die Kanzlerin vertritt in der Flüchtlingspolitik die alte und neue Mitte der CDU, das christliche Menschenbild. Besser kann man im Programm der CDU nicht verwurzelt sein.“
Geißler, der als Generalsekretär für Kanzler Helmut Kohl wirkte, übte scharfe Kritik an dessen Ausländerpolitik: „Als Angela Merkel vor 15 Jahren den Parteivorsitz der CDU übernahm, stand sie auf den Trümmern, die ihr Kohl hinterlassen hatte. Das christliche Menschenbild, der eigentliche Markenkern der CDU, war mit Füßen getreten worden. Die größte Entfremdung von den Kirchen, den Gewerkschaften und den Sozial- und Menschenrechtsorganisationen erwuchs durch die Fremden- und Ausländerpolitik der Union. Die Union musste die Erfahrung machen: Wer nach rechts rückt, wird links regiert.“
Nun hingegen erlebe man unter Merkel eine protestantische Präsentation der christlichen Demokratie, so Geißler: „nüchtern, realistisch, fast pathosfrei, aber notwendig. Merkel jedenfalls steht dem Papst näher als die CSU.“