Hilfe für die Ukraine Warten auf die Flüchtlingswelle

Am Berliner Hauptbahnhof warteten am Wochenende etliche Menschen auf Flüchtlinge aus der Ukraine, um ihnen Hilfe anzubieten Quelle: imago images

Der Krieg in der Ukraine könnte für die größte Flüchtlingswelle seit dem Zweiten Weltkrieg sorgen. Noch sind nur einige 10.000 in Deutschland eingetroffen, doch Politik und Bürger bereiten sich schon vor.

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Zu Hunderttausenden strömen Ukrainer über die Grenze in die Nachbarländer, vor allem nach Polen. Allein am Sonntag waren es über 140.000 Menschen. Insgesamt sind Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR zufolge derzeit etwa 1,7 Millionen Menschen aus der Ukraine auf der Flucht, vor allem Frauen, Kinder und Ältere. Oft tragen sie nur das Nötigste bei sich.

Schon in Polen werden sie mit großer Hilfsbereitschaft empfangen. Videos zeigen, wie Anwohner Essen und Trinken verteilen oder Platz schaffen, um den Flüchtenden für ein paar Nächte einen Schlafplatz bieten zu können.

Auch die EU hat ungewöhnlich schnell gehandelt: Um den Flüchtlingen zu helfen, haben die EU-Innenminister am 3. März einen speziellen Schutzstatus für Flüchtlinge aus der Ukraine beschlossen, ein historischer Schritt für die in Asylfragen notorisch zerstrittene EU. Ukrainische Flüchtlinge dürfen nun ohne aufwendiges Asylverfahren bis zu drei Jahre lang in der EU bleiben. Sie können alle Leistungen beziehen, die für Asylbewerber vorgesehen sind, und auch in entsprechenden Unterkünften wohnen.

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Wie viele Ukrainer bislang in Deutschland angekommen sind, kann nur geschätzt werden, schließlich gibt es keine Grenzkontrollen. Offiziell registriert sind laut Bundesinnenministerium derzeit 50.000 Menschen, doch in der Realität könnten es deutlich mehr sein.

Wer in Deutschland ankommt, muss sich nirgendwo registrieren. Viele Ukrainer reisen, so möglich, direkt zu Angehörigen im Land. All jenen, die keine Unterkunft und/oder kein Geld haben, helfen Ausländerbehörden und Polizeidienststellen. Sie verteilen die Flüchtlinge auf Unterkünfte im ganzen Land.

Und davon gibt es schon jetzt viele. Etliche Kommunen bereiten sich darauf vor, Unterkünfte aus Zeiten der Flüchtlingskrise 2015/2016 zu reaktivieren. Zudem koordinieren sie die zahlreichen Hilfsangebote von Privatpersonen, die ein Zimmer oder gleich eine komplette Unterkunft zur Verfügung stellen wollen. Die Hilfsbereitschaft sei enorm, heißt es von vielen Kommunen. Auch die Krankenhäuser bereiten sich auf kranke und verletzte Flüchtlinge vor.

Wie viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen werden, ist noch völlig unklar. Das Bundesinnenministerium ging noch Ende voriger Woche davon aus, „dass der größte Teil der Kriegsflüchtlinge in den angrenzenden Staaten verbleiben wird und darauf hofft, nach kurzer Zeit wieder in die Ukraine zurückkehren zu können“, wie ein Sprecher der WirtschaftsWoche erklärte.

Doch das könnte ein frommer Wunsch bleiben. Es sieht derzeit nicht danach aus, als könnte die Ukraine den Krieg zeitnah gewinnen. Damit bliebe den Flüchtlingen die Möglichkeit zur Rückkehr erst einmal verwehrt.

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Nachdem zunächst vor allem im Osten Deutschlands Ukrainer ankamen, finden nun auch die ersten Flüchtlinge den Weg nach Westdeutschland. Kommunen aus Nordrhein-Westfalen berichten, dass sie erste Ukrainer auf der Suche nach einer Unterkunft unterstützten.

Noch sind die Gesamtzahlen überschaubar. Auf der eigens gegründeten Plattform unterkunft-ukraine.de haben sich binnen weniger Tage bereits über 116.000 Menschen registriert, die über 260.000 Übergangsschlafplätze anbieten. In Anspruch genommen wurde bislang nur „mehrere 1000“, wie ein Sprecher auf Nachfrage erklärt..

Doch die Zahl der Flüchtlinge dürfte noch deutlich steigen: Die Vereinten Nationen rechnen mit bis zu vier Millionen Flüchtlingen, das Beratungsinstitut Stratfor geht gar von bis zu acht Millionen aus. Unklar ist, wie sich diese Menschen über Europa verteilen werden, eine Schätzung wagt noch nicht einmal das UNHCR.

Klar ist aber: An Hilfsangeboten wird es zumindest in Deutschland wohl nicht mangeln.

So können Sie Flüchtlingen aus der Ukraine helfen

  • Wer eine Unterkunft zur Verfügung stellen will, sollte sich bei seiner Kommune melden. Viele Gemeinden haben eigens Mitarbeiter zur Koordination der Hilfsangebote abgestellt. Einige Bundesländer wie Bayern oder Hamburg haben landesweite Portale gegründet, die die Ukrainehilfe koordinieren.
  • Sachspenden für die Ukraine werden vor allem von Organisationen vor Ort eingesammelt und in die Ukraine gebracht. Auch hier haben die Landesportale sowie die Kommunen einen guten Überblick, was wo gebraucht wird.
  • Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat eine Koordinierungsstelle für Lebensmittelhilfen in die Ukraine eingerichtet. Die Initiative soll koordinieren, was wo gebraucht wird, und richtet sich vor allem an Unternehmen, die Lebensmittel zur Verfügung stellen wollen, die dann von Lkw an die Grenze gebracht werden.
  • Da die Lage aber sehr unübersichtlich ist und sich die privaten Konvois zum Teil gar gegenseitig an der Grenze behindern, raten Hilfsorganisationen eher zu Geldspenden, etwa an die Aktion Deutschland Hilft.
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