Während Timoschenko mit ihrer harten Analyse Stirnrunzeln auslöst, dürfte Putin sich davon wenig beeindruckt zeigen, zumal er für seine Politik breite Rückendeckung im Land genießt. Hunderttausende feierten in Russland die Eingliederung der Krim. Allein auf dem Roten Platz in Moskau versammelten sich rund 120.000 Menschen zu einem Konzert.
Allen Protesten und Strafmaßnahmen des Westens zum Trotz hatte Putin am Dienstag den Vertrag über die Aufnahme der völkerrechtlich zur Ukraine gehörenden Halbinsel in die Russische Föderation unterzeichnet. Ein Zwischenfall mit zwei Toten schürte Ängste vor einer bewaffneten Auseinandersetzung.
Die Krim sei immer ein Teil Russlands gewesen, begründete Putin in einer Rede an die Nation sein Vorgehen. Die große Mehrheit der Russen und der Krim-Bewohner sei für den Anschluss. Auch Vertreter der prorussischen Krim-Führung setzten in Moskau ihre Unterschriften unter das Dokument. Die Zustimmung des russischen Parlaments zu dem Schritt steht noch aus, gilt aber als sicher und wird noch diese Woche erwartet.
USA, EU, Nato und die Ukraine verurteilten dagegen die Annexion ukrainischen Territoriums und wollen den Schritt nicht anerkennen. Washington droht Russland mit weiteren Sanktionen, Kanzlerin Angela Merkel beriet erneut mit US-Präsident Barack Obama. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sprach von einen „gefährlichen Weg“, den Russland beschreite.
SPD-Außenpolitiker Mützenich erklärte die Handlungen des russischen Präsidenten für „zweifellos völkerrechtswidrig“. „Sie werden die Spannungen in Europa fördern“, warnte er. Zumal „notwendige Signale zur Kooperation und Gewaltvermeidung“ derzeit nicht zu vernehmen seien. „Erforderlich wäre jetzt eine starke Beobachtermission der OSZE im Osten und Süden der Ukraine und das Unterlassen von Provokationen“, sagte Mützenich. „Da auch Russland kein Interesse an der Zahlungsunfähigkeit der Ukraine haben kann, müssen gemeinsame Schritte im IWF erneut unternommen werden.“
Ob der Westen allerdings mit seiner diplomatischen Bemühungen weiter kommt, wenn parallel dazu Timoschenko immer wieder Öl ins Feuer gießt? Ganz ohne sie wird die EU aber nicht agieren können. Die mit dem markanten blonden Haarkranz ist die beliebteste Politikerin im Land, Experten rechnen ihr gute Chancen bei Neuwahlen aus.