Hopp, Grupp und Leibinger-Kammüller In Deutschland geht es ungerecht zu

Deutschlands Reiche sehen ein Gerechtigkeitsproblem in der Bundesrepublik. SAP-Gründer Dietmar Hopp, Textilunternehmer Wolfgang Grupp und die Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller beziehen in der WirtschaftsWoche Stellung.

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Dietmar-Hopp Quelle: dpa

Millionäre und Milliardäre sehen ein Gerechtigkeitsproblem in Deutschland. „Ich denke nicht, dass es gerecht zugeht hierzulande. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass die, die mehr haben für die einstehen, die weniger haben“, sagt SAP-Gründer und Mäzen Dietmar Hopp der WirtschaftsWoche: „Es darf nicht sein, dass Bildung zum einem Privileg für Reiche oder zumindest Wohlhabendere wird und andere davon abgehängt sind.“

Textilunternehmer Wolfgang Grupp sieht die Politik am Zug: „Den Unanständigen werden zu viele Rechte eingeräumt. Das gilt für Investmentbanker, die mit dem Geld anderer Leute jonglieren und für deren Fehleinschätzungen der Steuerzahler geradestehen muss. Das gilt für Unternehmer, die ihr persönliches Vermögen in die Schweiz retten, bevor sie Insolvenz anmelden. Und das gilt für Manager, die für ihre Fehlleistungen mit keinem Cent geradestehen müssen.“ Die „Gerechtigkeitsgesellschaft“, so Grupp, sei „außer Betrieb“.

Erstmals äußern sich in der WirtschaftsWoche zahlreiche Reiche zum Thema Gerechtigkeit, das den Bundestagswahlkampf prägt. Die Linken haben in ihrem Wahlprogramm angekündigt, „die Superreichen entmachten“ zu wollen. In der SPD macht Sozialministerin Andrea Nahles Front gegen eine neue „Oligarchie der Reichen“. Die schwäbische Unternehmerin Nicola Leibinger-Kammüller (Trumpf) warnt daher eindringlich vor einer politisch vergifteten Atmosphäre: „Gefährlich ist die Debatte vor allem deshalb, da eine künstliche Kluft zwischen den Vermögenden und der Bevölkerung erzeugt wird. Dies befremdet mich persönlich sehr, da es an meinem Selbstverständnis als Unternehmerin rührt. Als würden Unternehmen keine Mitarbeiter beschäftigen, nicht aus- und weiterbilden, nicht Teil der Gesellschaft sein.“

Die Linke will den Geldadel entmachten, die SPD warnt vor deutschen Oligarchen. Vermögende haben keine Lobby in diesem Land - und schon gar keine Stimme im Gerechtigkeitswahlkampf. Dabei haben sie einiges zu sagen.
von Dieter Schnaas, Simon Book, Max Haerder, Mona Fromm

Leibinger-Kammüller wendet sich entschieden gegen eine Politik der Umverteilung: „Unser Land hat auf der Einnahmen-Seite kein Problem, wozu die Wirtschaft über Steuern und Abgaben einen großen Beitrag leistet. Sage niemand, wir müssten neue Steuern erheben, um notwendige öffentliche Aufgaben wahrnehmen zu können!“ Auch Dietmar Hopp wendet sich entschieden „gegen eine Vermögenssteuer und erst Recht gegen die 100% Erbschaftssteuer“. Die würde „sicher einige dazu bewegen, Deutschland den Rücken zu kehren und ob das gut wäre, wage ich zu bezweifeln“, so Hopp. Er sei dafür, „dass Vermögende freiwillig ihren Beitrag dazu leisten, die, die weniger haben, zu entlasten“ ­- und bringt für Vermögende, die „ihr Geld ins Ausland schaffen, nun gar kein Verständnis“ auf.

Wolfgang Grupp bringt die Idee einer steuerlichen Staffelung ins Spiel: „Man sollte die Anständigen anders besteuern als die Unanständigen. Schauen Sie, wenn man Ihnen eine Versicherung anbietet und Sie haben die Wahl: Vollkasko oder Selbstbeteiligung zum selben Preis – was würden Sie wählen? Natürlich Vollkasko. Deshalb sage ich: Wer mit seinem persönlichen Vermögen für sein unternehmerisches Tun einsteht, dem sollte man einen Steuerrabatt gewähren. Das wäre gerecht.“

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