IAB-Prognose Experten erwarten höhere Arbeitslosenzahl durch Flüchtlinge

Im kommenden Jahr dürfte die Zahl der Arbeitslosen zum ersten Mal seit 2013 wieder steigen – davon geht zumindest die Bundesregierung aus. Mit einem einmaligen Anstieg ist es aber offenbar nicht getan.

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Auf die Bundesagentur für Arbeit kommt offenbar mehr Arbeit zu. Quelle: dpa

Trotz einer 2017 voraussichtlich steigenden Arbeitslosenzahl durch die Flüchtlingszuwanderung sehen Experten die Entwicklung auf dem deutschen Jobmarkt positiv. "Mit den zunehmenden Arbeitsmarkteintritten von Flüchtlingen dürfte sich die Arbeitslosigkeit 2017 zunächst erhöhen", sagte Enzo Weber von IAB-Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Dennoch gelte: "Die grundsätzliche Arbeitsmarktentwicklung bleibt positiv." Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) geht davon aus, dass für Flüchtlinge jährlich rund 3,5 Milliarden Euro zusätzlich an Bildungsausgaben erforderlich sind.

Die Bundesregierung erwartet in ihren im April vorgelegten Zahlen, die von "Bild" erneut aufgegriffen wurden, eine Zunahme der Arbeitslosenzahl 2017 um 110.000 auf 2,865 Millionen. Dies ist auch in eine Finanzprognose der BA eingeflossen, die dennoch in ihren Haushaltsplanungen bis 2020 mit einem steigenden Überschuss rechnet. Den Annahmen der Regierung zufolge könnte die Arbeitslosenzahl bis 2020 auf 3,09 Millionen steigen. BA-Vorstand Detlef Scheele verwies im Juni darauf, dass die Zahl durch die Flüchtlinge steigen werde.

Zunehmen dürfte die Arbeitslosigkeit vor allem, weil schrittweise immer mehr Flüchtlinge nach dem Abschluss von Integrationskursen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und dann als arbeitslos gezählt werden. Im Juli waren 321.700 Flüchtlinge als arbeitsuchend gemeldet, von denen 140.600 in der Statistik als arbeitslos aufgeführt wurden. Die Zahl dürfte jeden Monat steigen, wird bisher aber noch vom Rückgang der Arbeitslosigkeit in der inländischen Bevölkerung ausgeglichen.

"Der Arbeitsmarkt in Deutschland läuft gut", sagte Weber. "Die Beschäftigung steigt kräftig, und die Arbeitslosigkeit ist bis zuletzt moderat gesunken." Auch die Brexit-Entscheidung werde den Trend nicht beeinträchtigen. "Entscheidend ist aber eine nachhaltige Integration der Flüchtlinge in der mittleren Frist", fügte der IAB-Prognosechef hinzu.Für zusätzliche Kita- und Schulplätze und die Vorbereitung von Flüchtlingen auf eine Ausbildung sollte die öffentliche Hand nach Berechnungen des IW jährlich zusätzlich rund 3,5 Milliarden Euro aufwenden. Diese Bildungsausgaben "können bereits in wenigen Jahren durch geringere Ausgaben bei Sozialleistungen in Folge einer besseren Arbeitsmarktintegration eingespart werden", erklärte IW-Bildungsexperte Axel Plünnecke. "Langfristig können vor allem die Investitionen in die Bildung der Kinder helfen, künftige Engpässe in Ausbildungsberufen zu mildern." Die Studie wurde von der Lobbygruppe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft in Auftrag gegeben.

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