Ifo-Präsident warnt Mindestlohn von 12 Euro hätte „dramatische Folgen“

Kleingeld in einem Portemonnaie. Quelle: imago images

Ifo-Präsident Fuest warnt vor der politischen Forderung nach einer Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro. „Die Folgen für die Lohnkosten der betroffenen Unternehmen wären dramatisch – und viele Jobs bedroht“, mahnt er.

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Der Präsident des ifo-Instituts, Clemens Fuest, hat die von immer mehr Politikern erhobene Forderung nach einem Mindestlohn von 12 Euro scharf kritisiert. „Würde der Mindestlohn tatsächlich auf zwölf Euro erhöht, käme dies im Vergleich zu den ab 2019 geltenden 9,19 Euro einer Steigerung um 31 Prozent gleich. Die Folgen für die Lohnkosten der betroffenen Unternehmen wären dramatisch – und viele Jobs bedroht“, schreibt Fuest in einem Beitrag für die WirtschaftsWoche. Die ohnehin schwächelnde Wirtschaftsentwicklung vieler strukturschwacher Regionen „würde durch einen Mindestlohn von zwölf Euro noch weiter beeinträchtigt.“ Fuest ist Mitglied der Mindestlohnkommission der Bundesregierung.

Zwar sei es bislang durch den Mindestlohn nicht zu massiven Beschäftigungsverlusten gekommen. Fuest: „Studien sprechen von höchstens 80.000 Arbeitsplätzen, die verloren gegangen sind. Dabei handelt es sich weniger um Entlassungen, sondern um nicht erfolgte Neueinstellungen. Daraus zu schließen, dass sich der Mindestlohn problemlos weiter erhöhen lässt, wäre aber ein Fehler.“

So hätten Firmen bereits jetzt die vertragliche Arbeitszeit reduziert, um die höheren Kosten aufzufangen. „Bei den Arbeitnehmern im Mindestlohnbereich ist die Arbeitszeit um rund sieben Prozent gesunken, sodass sich ihr Einkommen trotz Mindestlohn nicht erhöht hat. Offenbar haben Unternehmen Möglichkeiten genutzt, Anfang und Ende der bezahlten Arbeitszeit restriktiver zu definieren, um die höheren Lohnkosten aufzufangen“, schreibt Fuest. „Ein weiteres Ventil zum Auffangen der Kosten waren reduzierte Investitionen in die Weiterbildung von Mitarbeitern. Gekürzt haben hier vor allem die Unternehmen, die am stärksten vom Mindestlohn betroffen sind.“

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