Als Karriereturbo für Frauen war die IG Metall (IGM) bisher nicht bekannt; der Anteil weiblicher Mitglieder liegt bei nur rund 20 Prozent. Jetzt hat der scheidende Vorsitzende Jörg Hofmann eine (frauen-) politische Duftmarke gesetzt: Auf dem Gewerkschaftstag im Oktober soll die bisherige Vizechefin Christiane Benner als erste Frau überhaupt den Vorsitz der größten deutschen Gewerkschaft übernehmen.
Rein formal ist das folgerichtig: Bei der IGM rückt traditionell die Nummer zwei nach, wenn die Nummer eins geht. Doch im Fall Benner sind die Widerstände offenbar groß. Erst versuchte man die 55-Jährige zum Deutschen Gewerkschaftsbund abzuschieben, dann kursierte intern die Idee einer Doppelspitze mit dem baden-württembergischen Bezirksleiter Roman Zitzelsberger.
Benners Kür ist für die IGM organisationspolitisch heikel. Die Diplom-Soziologin gilt als klug und umgänglich, hat aber aus Sicht vieler Metaller ein großes Manko: Sie ist weit weg vom Kerngeschäft der Tarifpolitik und kann anders als ihre Vorgänger keinen Tarifabschluss in der Fläche vorweisen. Daher ist unsicher, wie loyal sich die mächtigen IGM-Bezirksleiter hinter die neue Chefin stellen werden.
Das neue Personaltableau ist für die Regionalfürsten durchaus ein Affront, zumal die Frankfurter Zentrale künftig in Gestalt des Hauptkassierers Jürgen Kerner auch den IG-Metall-Vize stellen will. Eine spontane Kampfkandidatur im Oktober ist vor diesem Hintergrund nicht völlig unmöglich.
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