„Die Politik der Abschreckung hat offensichtlich gewirkt“, so der Wirtschaftsweise Lars Feld bei der Verstellung der Rockwool-Studie zur illegalen Beschäftigung in Deutschland. Demnach arbeitet nur noch jeder zehnte Erwerbstätige zwischen 18 und 74 Jahren schwarz. Und: Diejenigen, die ohne die Zahlung von Steuer- und Sozialabgaben tätig sind, arbeiten in geringerem Umfang als noch im Vorjahr. In den Jahren 2001 bis 2008 sinkt der durchschnittliche Zeitaufwand für die illegale Beschäftigung von acht auf fünf Stunden in der Woche.
Besonderes Augenmerk richtet sich auf die Gruppe der Frauen: Nur noch dreieinhalb Stunden pro Woche arbeiten sie schwarz. Damit sinkt auch hier die Anzahl der unversteuert geleisteten Nebentätigkeiten. Aktuellere Zahlen nennt die Studie des Freiburger Wirtschaftsprofessors Feld jedoch nicht.
Positiv zu bewerten ist die rückläufige Zahl der illegal geleisteten Arbeitsstunden. Die Bilanz spiegelt den Erfolg wider. Die Anzahl der Arbeitsstunden fällt von 4,1 Prozent im Jahr 2001 auf 2,3 Prozent 2008. Allerdings richtet auch die 2008 vorherrschende Schwarzarbeit noch beträchtliche Schäden an - fiskal- wie arbeitspolitisch. Laut Lars Feld hat die illegale Beschäftigung 2001 die Schaffung von rund 1,6 Millionen regulären Jobs verhindert, 2008 waren es immerhin noch eine Million Vollzeitarbeitsplätze, die der Schwarzarbeit zur Last fielen.
Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt ist ein Grund für die Trendwende. Weitere Erklärungen sind die Reform der Minijobs und die Einführung der Midijobs. Midijobs sind sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse, bei denen die Einkommensgrenze über 400 Euro liegt. Eine noch entscheidendere Rolle spielte laut der Rockwool-Studie der Zoll: Der habe mit intensive Kontrollen und harten Strafen, die Schwarzarbeit entscheidend eingedämmt. Damit leistet der Zoll eine wichtige Arbeit. Denn Unternehmer, die Schwarzarbeiter beschäftigen, profitieren gleich doppelt: Sie bedienen sich der staatlichen Infrastrukturen und nehmen dabei das Arbeitsamt oder das duale Ausbildungssystem in Anspruch. Gleichzeitig umgehen sie die Zahlung von Steuern und Sozialabgaben. Von neuen Gesetzen zur Bekämpfung der Schwarzarbeit halte Feld hingegen nichts.
Schwarzarbeit gilt nach wie vor als Kavaliersdelikt
Einen Wehrmutstropfen hat das Ganze dennoch: Trotz des konjunkturellen Aufschwungs und der Boom des Arbeitsmarktes ist die Zahl der Erwerbstätigen, die nebenbei schwarz arbeiten, konstant geblieben. Die Liste der Schwarzarbeit führt immer noch die Bauwirtschaft an. Jede sechste Arbeitsstunde wird hier nicht versteuert. Die Landwirtschaft, der Transportsektor sowie der Hotel-und Gaststättenbereich sind weitere Branchen, die Schwarzarbeiter beschäftigen.
Weiteres Manko: Die Meinung zum Thema Schwarzarbeit hat sich, laut Studie, nicht geändert. Noch immer die illegale Beschäftigung als Kavaliersdelikt.
Bereits im März dieses Jahres veröffentlichte das Bundesfinanzministerium gemeinsam mit der Zollbehörde die Ergebnisse zur Schwarzarbeit. Insgesamt belaufen sich die Schäden im vergangenen Jahr auf 660 Millionen. 6500 Mitarbeiter der Zollfinanzkontrolle kontrollierten über 524015 Arbeitnehmer und 67680 Arbeitgeber, teilte der Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bei der Vorstellung der jährlichen Zoll-Bilanz in Berlin mit. Gegen 168.000 Firmen ist ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, zusammengerechnet sind dies 2100 Jahre Freiheitsstrafe.