Damit stärkt die Stadtverwaltung vor allem die kommunale Wohnungsbaugesellschaft, ein Akteur, auf den viele Sozialdemokraten bei der Deckelung der Mietpreise schwören. "Seit es diese Auflagen gibt, kommen freie Investoren von sich aus auf uns zu", sagt Willi Hoppenstedt, sichtlich verdutzt. Hoppenstedt ist Vorstandsmitglied der Saga-GWG. Das Wohnungsunternehmen gehört der Stadt und besitzt in Hamburg gut 130 000 Bleiben, das sind rund 20 Prozent des Mietwohnungsmarktes. Kurz nach der Senatswahl hat die Stadt die Saga darauf verpflichtet, mindestens 1000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen – 1000 mehr als in den Jahren zuvor. "Städte ohne ein kommunales Wohnungsbauunternehmen können weniger schnell reagieren, wenn es Probleme gibt", sagt die Senatorin.
Wohnungsinvestoren, die am schnell wachsenden Hamburger Markt inzwischen Schlange stehen, haben flugs verinnerlicht, was das für sie bedeutet: Wer in der Stadt Geschäfte machen will, der holt sich am besten die Saga mit ins Boot. "Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Projekten, wo wir das Grundstück mit einem Investor aufgeteilt haben", erzählt Hoppenstedt, "auf dem einen Teil bauen wir Sozialwohnungen, auf dem anderen Teil entstehen höherpreisige Gebäude."
Effekte erst in zwei Jahren
Für die Bausenatorin liegt in dieser Kombination der Schlüssel zu einer erfolgreichen Wohnungspolitik. "So gelingt es, private Investitionen anzustoßen und gleichzeitig soziale Ziele zu verwirklichen", sagt Blankau. Noch allerdings sind das eher Hoffnungen als Gewissheiten. Im vergangenen Jahr sind die Hamburger Mieten trotz allem erneut stärker gestiegen als im Jahr zuvor. Die Senatorin selbst rechnet "frühestens in zwei Jahren" mit einem sichtbaren Effekt.
Um die Dynamik noch weiter zu beschleunigen, will die Senatorin deshalb an den Bestand ran. Im Stadtentwicklungsausschuss hat man sich darauf geeinigt, die Meldepflicht für Wohnungsleerstände zu verschärfen und die Zweckentfremdung schärfer zu ahnden. Abschreckendes Beispiel ist in diesem Fall Berlin: Innerhalb des S-Bahn-Rings existieren dort inzwischen mehr als 12 000 Ferienwohnungen in ehemaligen Mieträumen. Ob diese Zweckentfremdungen genehmigt sind oder nicht, spielt meist keine Rolle mehr: Ein Großteil der Wohnungen genießt längst Bestandsschutz.
Berlins oberster Makler
Doch auch in der Hauptstadt beginnt inzwischen ein Umdenken, so wie in vielen deutschen Rathäusern, wenn es um die eigene Wohnungspolitik geht. Der Mann, der Berlin erst reicher machen sollte und nun sozialer, residiert ausgerechnet auf einem der meistumkämpften Gentrifizierungs-Schlachtfelder Berlins: an der Grenze zwischen Friedrichshain und Kreuzberg, mit Blick auf Spreeufer und Alex. Holger Lippmann ist Geschäftsführer des Liegenschaftsfonds Berlin, Herr über rund 4500 landeseigene Grundstücke und Immobilien und damit sozusagen Berlins oberster Makler.