Indischer Ozean Deutschland auf der Suche nach Tiefseeschätzen

Deutschland erwägt den Kauf einer Erkundungslizenz für wertvolle Rohstoffe aus der Tiefsee. 500.000 US-Dollar wurden die Erkundungsrechte für ein riesiges Gebiet im Indischen Ozean kosten.

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Manganknollen werden am Meeresboden in einer Tiefe von mehreren tausend Metern im Pazifik untersucht. Quelle: dpa

Hannover Im Rennen um wertvolle Rohstoffe aus der Tiefsee könnte Deutschland bald ein neues Kapitel aufschlagen und sich ein riesiges Gebiet im Indischen Ozean sichern. Mit der 500.000 Dollar teuren Lizenz (385.000 Euro) hätte die Bundesrepublik weitreichende Erkundungsrechte und würde sich auf 15 Jahre den exklusiven Zugang zu den Tiefseeschätzen sichern. „Die Entscheidung über eine deutsche Lizenz ist theoretisch noch in 2013 möglich, es wird aber wohl auf 2014 hinauslaufen“, teilte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover zum Stand der Pläne mit.

Derzeit laufe noch die Abstimmung mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Ein industrielles Schürfen über Proben hinaus wäre mit der Erlaubnis jedoch noch nicht möglich. Deutschland hält bereits seit längerem Erkundungslizenzen für den Pazifik. Im Indischen Ozean zielt Deutschland bei seinen Lizenzplänen auf sogenannte vielmetallische Sulfide, in denen begehrte Rohstoffe schlummern, die etwa für die High-Tech-Industrie sehr wichtig sind.

Weltweit gibt es bisher noch keinen Tiefseebergbau. Eine Handvoll Staaten und teils auch private Unternehmen stehen jedoch schon in den Startlöchern. Deutschland hat bereits Lizenzen in zwei Gebieten des Pazifiks, die zusammen größer sind als Bayern. Dort läuft die Analyse der Metallschätze am Meeresgrund bereits heute auf Hochtouren. Das Bundeswirtschaftsministerium prüft derzeit Förderprogramme für einen Abbautest im industriellen Maßstab in den lukrativen Pazifikgebieten.


Schwerpunkt der Lizenzvergabe liegt auf dem Pazifik

Zuständig für die Vergabe der möglichen neuen Erkundungslizenz im Indischen Ozean ist die Internationale Meeresboden Behörde ISA mit Sitz in Kingston auf Jamaika. Sie verwaltet die Tiefe der Ozeane außerhalb der staatlichen Hoheitsgewässer als Erbe der Menschheit.

Laut ISA liegt der Schwerpunkt der Lizenzvergabe bisher auf dem Pazifik, wo bereits mehrere Länder aktiv sind. Für die Sulfide hat das Rennen um Lizenzen erst 2010 begonnen. Zurzeit gibt es zwei Erlaubnisse im Atlantik (Russland, Frankreich) und zwei im Indischen Ozean (China, Südkorea). Ein fünfter Antrag von Indien ist anhängig und wird diesen Juli auf der ISA-Jahrestagung behandelt. Ob auch Deutschland die Dokumente noch rechtzeitig vorlegt, ist unklar. Die ISA trifft sich für die Lizenzberatungen stets nur einmal pro Jahr.

Die BGR hat sich seit 2011 mit Forschungsschiffen einen Überblick von dem infrage kommenden Gebiet östlich von Madagaskar verschafft, das größer ist als Berlin. Es beherbergt am Meeresboden sogenannte Massivsulfidlagerstätten, die wie kleine Vulkane aussehen. Rund um diese Schlote haben sich Kupfer, Zink und Blei angehäuft, aber auch Gold, Silber und weitere seltene Metalle. Sie sind Ausgangsbasis für High-Tech-Bauteile etwa in der Photovoltaik und der IT-Branche.

In Deutschlands „Nationalem Masterplan Maritime Technologien“ heißt es: „Die wirtschaftliche Nutzung mariner mineralischer Rohstoffe rückt angesichts des Anstiegs der Rohstoffpreise und globaler Verknappungsszenarien bei bestimmten Rohstoffen immer mehr in den Fokus und könnte mittelfristig eine größere Bedeutung erlangen. Dies gilt besonders für Rohstoffe der Tiefsee, weil einige der darin enthaltenen Metalle das Potenzial besitzen, den technologischen Fortschritt und damit das künftige Wirtschaftswachstum positiv zu beeinflussen.“

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