Inflation EZB-Mitarbeiter fürchten um ihre Pension

Ausgerechnet diejenigen, die auf die Preisstabilität achten, fürchten sich vor der Inflation. Ein Angestellter der Europäischen Zentralbank klagt vor dem Europäischen Gerichtshof, weil er um seine Rente fürchtet.

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Hinter einer Bauzaunabsperrung steh am 08.12.2011 das Euro-Symbol vor der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main. Quelle: dpa

Glaubwürdigkeit zählt bekanntlich zu den höchsten Gütern einer jeden Notenbank. Das gilt auch für die Europäische Zentralbank (EZB), deren vorrangiges Ziel es ist, die Preisstabilität zu gewährleisten. Umso peinlicher ist es für EZB-Präsident Mario Draghi, dass scheinbar nicht einmal seine eigenen Mitarbeiter daran glauben, dass die Notenbank dieses Ziel dauerhaft erreichen kann. So lesen sich zumindest die Forderungen des Sprechers der EZB-Personalvertretung, Carlos Bowles. Der forderte via "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" einen besseren Inflationsschutz für die Pensionen der EZB-Beschäftigten, deren Altersvorsorge über eine Art Pensionsfonds organisiert ist. "Unglücklicherweise sind die Pensionen der EZB-Beschäftigten nicht gegen Inflation geschützt", zitiert ihn die Zeitung. Laut Bowles habe bereits einer der EZB-ler vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGh) in Luxemburg geklagt.

Arbeitnehmer, die nicht bei der EZB beschäftigt sind, müssen grundsätzlich selbst für den Inflationsschutz ihrer Renten sorgen. Bei privaten Altersvorsorgemodellen gibt es deshalb die Möglichkeit der dynamischen Vorsorge, bei der sich die Bezüge von Jahr zu Jahr um einige Prozent erhöhen. Um das zu erreichen, müssen die Versicherten wahlweise monatliche Sonderzahlungen leisten oder den Beitrag durch eine automatische Dynamik erhöhen lassen. Heißt: Der Versicherte startet mit einem bestimmten Beitrag, der sich automatisch jeden Monat um beispielsweise drei Prozent erhöht. Andere Modelle sind die flexible Rente, bei der es zur Auszahlung einer hohen Überschussrente kommt oder die teildynamische Version, bei der sich die Rente jährlich um rund ein Prozent erhöht.
Aber zurück zur EZB, die die Pensionen ihrer Mitarbeiter nicht vor der Inflation schützt. Ein solches Misstrauensvotum gegen die EZB-Politik hätte man eher seitens der notorisch inflationsängstlichen Bundesbank erwartet, nicht unbedingt seitens der EZB-Belegschaft. Das ist umso peinlicher für die Notenbank, als es eine gewisse Überprüfung und Anpassung der EZB-Pensionen schon gibt – allerdings garantiert die keinen vollen Inflationsausgleich.

Im Euro-Tower ist das Unbehagen über den Vorfall deutlich zu spüren. Die EZB verwies nur auf ihre Pensionsregeln, die gewisse Anpassungen vorsehen. Bowles war nicht zu erreichen. Der Zeitpunkt ist für die Notenbank ohnehin ungünstig genug. Schließlich mussten die Währungshüter vor Ostern einräumen, dass sie ihr Ziel der Preisstabilität – eine Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent – frühestens 2013 wieder erreichen werden.
Vielleicht darf man sich deshalb nicht wundern, dass Bowles vorschlägt, die Geldentwertungsrisiken über "geeignete Finanzinstrumente", wie "inflationsindexierte Anleihen" abzusichern. "Wir verstehen nicht, warum die Führung der EZB es ablehnt, unsere Pensionen gegen die Inflation zu schützen", so der Personalvertreter. Vielleicht, weil das der Glaubwürdigkeit der Euro-Hüter den Rest geben würde?

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