




Detroit in Deutschland? Derzeit sorgt die Pleite der amerikanischen Großstadt für Schlagzeilen. Doch nach Ansicht des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) sind auch zahlreiche deutsche Kommunen bereits „insolvenzreif verschuldet“. Die Folge: Rechnungen von Handwerkern und Bauunternehmen würden verspätet gezahlt, was bei den betroffenen Firmen wiederum zu Engpässen führen kann.
Deutsche Schuldenhochburgen
Dem Finanzreport 2013 der Bertelsmann Stiftung zufolge ist Oberhausen die Stadt mit den höchsten Schulden. Auf einen Einwohner kommen 6.870 Euro Miese durch Kassenkredite. Die Stadt schloss Musikhäuser und machte bereits fünf der acht Schwimmbänder dicht.
Auf Platz zwei folgt Pirmasens in Rheinland-Pfalz mit 6.215 Euro Schulden pro Einwohner. Vor allem der Rückgang der Einwohnerzahl macht der Stadt zu schaffen.
In Kaiserslautern liegen die Schulden bei 6.040 Euro pro Einwohner.
Auch wenn sich der Schuldenstand im Vergleich zu 2007 etwas verringert hat - Hagen gehört mit 5.618 Euro Schulden pro Einwohner zu den Schuldenhochburgen. 19 der 30 besonders verschuldeten deutschen Städte liegen in Nordrhein-Westfalen.
Remscheid, ebenfalls NRW-Kommune, hat es mit knapp unter 5.000 Euro Schulden pro Einwohner in die Top 5 geschafft.
Das rheinland-pfälzische Zweibrücken ist mit rund 34.000 Einwohnern die kleinste kreisfreie Stadt Deutschlands und doch eine der Schuldenhochburgen. Auf einen Einwohner kommen 4.230 Euro Schulden durch Kassenkredite.
Wuppertal, berühmt durch seine Schwebebahn, steckt ebenfalls tief in der Miese. Pro Einwohner sind es 4.215 Euro Schulden.
Auf Platz acht folgt Ludwigshafen mit 4.043 Euro Schulden pro Bürger.
Von Platz acht auf neun ist die rheinland-pfälzische Hauptstadt Mainz mit 3.857 Euro Schulden pro Einwohner gefallen.
An zehnter Stelle kommt Essen im Ruhrgebiet (3.766 Euro pro Einwohner). Die Stadt ist laut der Bertelsmann Stiftung mehr als dreimal so hoch verschuldet wie alle bayerischen, sächsischen und baden-württembergischen Kommunen zusammen.
Trotz der „zögerlichen Rechnungstreue der öffentlichen Hand“ erwartet der BDIU jedoch, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in diesem Jahr „auf den niedrigsten Stand seit der Jahrtausendwende“ sinkt. Entsprechend soll die Pleitezahl von 28.297 Fällen 2012 auf rund 26.000 Fälle sinken – weniger Insolvenzen verzeichnete die Statistik zuletzt 1996. Als Ursachen für die robuste Wirtschaftslage hat der Verband die gute Binnennachfrage sowie die anhaltende Niedrigzinsphase ausgemacht. Trotzdem bleiben die Schäden durch Insolvenzen erstaunlich hoch: Alleine im ersten Halbjahr 2013 sollen Insolvenzen Forderungsverluste von 12,8 Milliarden Euro verursacht haben.
Hinzu kommen für die betroffenen Gläubiger oft weitere Probleme, etwa durch so genannte Vorsatzanfechtungen. So müssten Firmen mitunter Gelder an Insolvenzverwalter zurückführen, die sie zum Teil bereits vor zehn Jahren von ihren Kunden erhalten haben, moniert der BDIU und fordert Gesetzesnachbesserungen.
Während die Unternehmen derzeit gut aufgestellt sind, steigt bei den Verbrauchern der Druck. Nach Angaben der Schufa laufen derzeit etwa 17,4 Millionen Ratenkredite für Verbraucher – die Hälfte mehr als noch vor zehn Jahren. Die Inkassozunft sieht darin schon die nächste „Zeitbombe“. Zwar erwartet die Branche, dass auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen von 97.600 im Vorjahr auf voraussichtlich 90.000 Verfahren zurückgeht. Doch die Statistik täuscht. „Viele Überschuldete warten derzeit ab, bis die beschlossene Verkürzung der Wohlverhaltensperiode im Verbraucherinsolvenzverfahren von aktuell sechs auf dann drei Jahre in Kraft tritt“, sagt BDIU-Vizepräsidentin Marion Kremer. Spätestens ab Juli 2014 sei wieder mit steigenden Zahlen zu rechnen. Im Durchschnitt haben insolvente Verbraucher rund 53.000 Euro Schulden.