Inside BND Ein Blick hinter die Mauern

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Das Clubhaus

Ursprünglich als Kindergarten gebaut, feierten die Amerikaner – nach dem Krieg zensierte und überwachte die US-Army auf dem Gelände deutschen Briefverkehr – mit Gehlen und seinen Leuten rauschende Feste. „Hier gab's damals Cola und Torten, während draußen in den ausgebombten deutschen Städten noch gehungert wurde“, erinnert man sich beim BND. Fünf Meter unter dem Clubhaus liegt ein gut erhaltener Bunker, in manchen seiner Räume sind noch Küchenzeilen von damals zu sehen. BND-Mitarbeiter, die in dem Haus untergebracht waren und zu stark schnarchten, mussten hier schlafen, geht eine Anekdote.

Haus 110

Im 1996 fertiggestellten Hauptgebäude wird ausgewertet, was die Spione bei der Überwachung der Telekommunikation aufgefangen oder weltweit sonst wie zusammengetragen haben. Hier gibt es Räume für Besprechungen und Videokonferenzen, Verbindungen in alle Welt sind möglich. Es wird über einen Neubau nach dem Umzug nachgedacht, aus Kostengründen dürfte es aber auf eine Sanierung hinauslaufen. „Vieles in Pullach ist marode, da muss etwas geschehen“, heißt es.

Der neue Skandal um BND und NSA

IT-Rechenzentrum

Das Technikgebäude gilt quasi als „Anachronismus“, es ist das modernste Haus auf dem Gelände. Die futuristische Aluminiumverkleidung dient als Blitzschutz. Es gilt höchste Sicherheitsstufe – hier dürften große Teile der Internet-Spionage elektronisch verarbeitet werden. Herein kommt nur, wer den Check in der biometrischen Schleuse besteht. Für Technikfreaks: Die Kühlung mit Außenluft funktioniert bis zu einer Außentemperatur von 20 Grad – so lange wird kein Strom für die Kälteaggregate verbraucht.

Bunker „Hagen“

Sechs Meter unter der Erde ist im ehemaligen „Führerbunker“ eine Schießbahn eingerichtet. Die Geheimagenten üben hier vor Kriseneinsätzen an der Pistole, genauso wie Personenschützer oder Wachleute. Batteriegespeiste Notlampen sind ein Indiz dafür, dass hinter den drei Meter dicken Außenwänden gelegentlich der Strom und damit das Licht ausfällt. Zielscheiben mit Einschusslöchern stehen in den Abstellräumen. Eine von ihnen zeigt einen rothaarigen Mann in grünem Jackett und grüner Hose, die Pistole in der Hand. Ob man sich hier so den feindlichen Agenten vorgestellt hat? In einem Waffenkasten hängen eine Walther PPK – der Klassiker der Agenten-Pistolen – und eine russische Kalaschnikow an der Wand. Der BND wollte schon immer gerne wissen, wie der Gegner ausgerüstet ist.

Tierische Spione

Dass selbst das hochgesicherte BND-Gelände nicht hermetisch abgeriegelt werden kann, zeigen Fotos von neugierig guckenden Siebenschläfern. Die possierlichen Tiere haben es sich auf Rohren und Versorgungsleitungen gemütlich gemacht. Immer wieder knabbern die mausähnlichen Nager Kabel an. Kürzlich hat es selbst die Präsidentenvilla erwischt - Stromausfall. Gut 150 der Tiere leben auf dem Areal. Scheu sind sie nicht: „Die schauen uns bei der Arbeit zu“, erzählt ein Geheimdienstmann. Zunächst habe man noch versucht, die unter Naturschutz stehenden Siebenschläfer mit Riechsalz zu vertreiben. Heute gibt es Lebendfallen: „Die Tiere werden eingefangen und auf die andere Seite der Isar gefahren. Wir hoffen, dass sie nicht zurückfinden.“

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