Internationale Sicherheit Deutsche Luftwaffe will Beteiligung weiterer Länder an Kampfjet-Programm

Vier Jahre nach dem Entschluss geht das milliardenschwere deutsch-französische Kampfjetprojekt in die nächste Phase. Doch wie groß sind die Risiken?

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Die deutsche Luftwaffe wirbt für Beteiligung weiterer Länder an ihrem milliardenschweren Kampfjet-Projekt. Quelle: Reuters

Der Chef der deutschen Luftwaffe wirbt für eine Aufnahme weiterer Staaten in das milliardenschwere Projekt zum Bau eines deutsch-französischen Kampfjets. „Ich hoffe, im Sinne der Stärkung europäischer Sicherheitsinteressen, dass sich Nationen wie Großbritannien und Italien zu gegebener Zeit an diesem Zukunftsprojekt beteiligen werden“, sagte Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz am Freitag nach einem gemeinsamen Besuch mit seinen Kollegen aus Frankreich und Spanien bei den drei hauptsächlich beteiligten Unternehmen Dassault, Airbus und Indra.

Das Gesamtvolumen des Vorhabens wird auf rund 100 Milliarden Euro geschätzt. Kommende Woche soll der Haushaltsausschuss des Bundestags über die Freigabe von 4,5 Milliarden Euro für die weitere Entwicklung des Jets, von Begleitdrohnen und damit verbundene nationale Forschungsprojekte entscheiden.

Vier Jahre nach dem deutsch-französischen Entschluss zu dem Projekt würde Deutschland damit erstmals massiv finanziell in die Entwicklung einsteigen. Seit 2017 sind von deutscher Seite rund 220 Millionen Euro in das Vorhaben geflossen, dem sich inzwischen auch Spanien angeschlossen hat. Der neue europäische Kampfjet soll von 2040 an nach und nach die französische Rafale sowie die spanischen und deutschen Eurofighter ablösen.

In der nächsten Entwicklungsphase bis 2027 sollen die Unternehmen zwei Demonstratoren bauen - einen flugfähigen, um die Aerodynamik des Jets zu testen, und einen weiteren, nicht flugfähigen, an dem am Boden etwa die Tarnkappenfähigkeiten gegenüber einem gegnerischen Radar erprobt werden sollen.

Zudem ist der Bau einer kleineren und einer größeren Drohne geplant, die die Jets in künftigen Einsätzen begleiten und Waffen oder Aufklärungssensoren tragen sollen. Russland erprobt dieses „Loyal Wingman“ genannte Einsatzkonzept nach Aussage aus Militärkreisen derzeit mit Jets des Typs Su-57, die ebenfalls Tarnkappenfähigkeiten haben.

In Deutschland war das unter dem Kürzel FCAS (Future Combat Air System) laufende deutsch-französische Kampfjetprojekt zuletzt allerdings in die Kritik geraten. Das Beschaffungsamt der Bundeswehr warnte das Verteidigungsministerium in einem vertraulichen Bericht, der geplante Vertrag über die nächste Projektphase sei mit erheblichen Risiken behaftet, bediene hauptsächlich französische Interessen und sei nicht zeichnungsreif. „Dieser Vertrag führt Strukturen und Regeln fort, die nicht im deutschen Interesse sind und nahezu ausschließlich französischen Positionen genügen“, heißt es in dem Papier. „Ein Durchsetzen deutscher Positionen im laufenden Programm gilt als wenig wahrscheinlich.“

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