Islamischer Staat "Der IS will seine Gegner einschüchtern – auch im Westen"

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Der IS auf Twitter

Wie sehen die Twitter-Aktivitäten aus?

Der IS nutzt Twitter sehr vielfältig. Teilweise wird in Nahzeit von bestimmten Kampfvorgängen berichtet. Sie verbreiten die Anzahl der Opfer und zeigen eingesetzte Waffensysteme. Es werden auch kürzere Traktate aus dem IS-Gedankengut verbreitet – das geschieht meist auf Arabisch, teilweise aber auch auf Englisch, Deutsch oder Französisch. Ebenso werden religiöse Gedanken geteilt. Zudem berichten die Twitter-Aktivisten aus dem Inneren des Islamischen Staats.

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Wie kann ich mir das vorstellen?

Sie schreiben über die dort durchgeführten Strafen – genauso wie über die Neueröffnungen von quasistaatlichen Einrichtungen wie etwa Schulen oder Krankenhäusern.

Was macht Twitter zu so einem effizienten Instrument?

Twitter lässt Hierarchien verflachen. Es gibt nicht – wie etwa in klassischen jihadistischen Internetforen – einen geheimen Kreis, der ausschließlich über den Zugang zu Informationen bestimmt. Bei Twitter können Menschen in unterschiedlichen Hierarchieebenen miteinander in Kontakt treten – und dementsprechend schnell in diesem Netzwerk aufsteigen.

Wer waren die Personen, die aufgestiegen sind?

Es waren vor allem Personen aus den hinteren Reihen der jihadistischen Prediger und Ideologen wie Turki al-Bin´ali alias Abu Sufyan as-Sulami, die durch den Anschluss an IS eine Aufwertung erfuhren. Diese Personen gehörten oftmals der jüngeren Generation an, im Gegensatz zur „alten Garde“ der pro al-Qaida Denker.

Was auffällig ist: Der IS hat nicht nur seine eigenen „Medienarbeiter“, sondern auch viele freie Propagandisten.

Der IS hat seine Medienarbeit dezentralisiert. Es gibt immer noch einzelne Medieneinheiten, die man offiziell nennen könnte. Dazu gibt es eine Heerschar von Einzelpersonen, die ebenfalls wertvolle Medienarbeit für den IS leistet. Er hat also ein Stück weit die Verantwortung für die Propaganda an seine Mitglieder abgegeben. Diese veröffentlichen Informationen im Namen des IS – aber in Eigenregie.

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Gibt es hierbei bestimmte Zuständigkeiten? Veröffentlichen die offiziellen IS-Twitterer andere Informationen als die inoffiziellen?

Über die offiziellen Kanäle werden insbesondere die höherwertigen oder aufwendigeren Produktionen verbreitet – zum Beispiel lange vorbereitete Videos. Auch offizielle Erklärungen vom IS-Sprecher al-Adnani werden dort publiziert oder von al-Baghdadi, wenn er sich einmal zu Wort meldet. Über die inoffiziellen erfährt man viel über das Kampfgeschehen vor Ort.

Großes Aufsehen erregt der IS mit seinen Videos. Vor allem die Enthauptungsvideos finden immer wieder ihren Platz in der Berichterstattung. Welche Rolle spielen diese Videos in der IS-Propaganda?

Die Videos verdeutlichen die zwei Gesichter, die der IS nach außen zeigt. Da gibt es das äußerst brutale Gesicht, das er sich selbst generiert hat, indem er immer wieder Enthauptungsvideos veröffentlicht, die sich an Radikalität weiter steigern. Zum anderen produziert der IS zahlreiche Videos, die sich an das syrisch-irakische Publikum richten – also an die Menschen, die unter dem IS leben oder bald leben könnten, aber auch an Sympathisanten. Hier präsentiert der IS sich als Staat, der Dienstleistungen für seine Bürger anbietet – etwa den Ausbau von Straßen, die Errichtung von Krankenhäusern, Schulen und den Ausbau elektrischer Leitungen.

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