IW-Kurzbericht Mehr Frauen sind erwerbstätig – auch mit Kind

Erwerbstätige Frauen: Deutschland belegt hinter Schweden und Litauen Platz drei. Quelle: imago images

Nur in zwei anderen EU-Ländern sind mehr Frauen erwerbstätig als in Deutschland. Das liegt auch daran, dass Mütter früher und vermehrt arbeiten gehen. Unter anderem, weil ihnen der Beruf emotional wichtiger wird.

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Deutschland hat es bei der Erwerbsbeteiligung von Frauen unter die Top-Drei Europas geschafft. Mit 75,8 Prozent liegt Deutschland 2018 nur noch hinter Litauen mit 76,7 Prozent und Schweden mit 80,4 Prozent. Das geht aus einem neuen Bericht des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Der Verfasser Wido Geis-Thöne bezieht sich unter anderem auf Zahlen des statistischen Amts der Europäischen Union und des Statistischen Bundesamts, sowie auf Erkenntnisse aus dem Sozio-oekonomischen Panel aus dem Jahr 2018.

Noch vor zwanzig Jahren lag Deutschland mit rund 60 Prozent erwerbstätiger Frauen im europäischen Mittelfeld. Gründe für den aktuellen Anstieg sind laut dem Bericht, dass die Altersgrenze für eine abschlagsfreie Rente nicht mehr wie früher bei 60 Jahren sondern mittlerweile bei 67 Jahren liegt sowie dass es mittlerweile mehr Betreuungsangebote für den Nachwuchs in Kindertagesstätten und Grundschulen gibt.

Das sind aber nicht die einzigen Gründe. Denn der Zuwachs an der Erwerbsbeteiligung der Frauen sei vor allem dadurch getrieben, dass die 45- bis 54-Jährigen vermehrt arbeiten gingen. Auf diese Altersgruppe träfen die obigen Punkte zu einem Großteil nicht zu, wie Studienautor Geis-Thöne erklärt. In dieser Altersgruppe waren 2017 83,2 Prozent der Frauen erwerbstätig und damit 20 Prozentpunkte mehr als noch vor zwei Jahrzehnten.

Zudem arbeitet diese Altersgruppe von Frauen auch mehr Stunden in der Woche als noch vor zehn Jahren. Bei den über 45-Jährigen verbringen 53,4 Prozent der Frauen mehr als 21 Stunden je Woche im Beruf. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als noch 2008.

Das hängt laut der Studie auch damit zusammen, dass Frauen mittlerweile nach der Geburt ihrer Kinder früher und mehr arbeiten gehen. Bei den Müttern, deren Kinder 2017 zwischen zehn und 14 Jahre alt waren, sind fast 80 Prozent erwerbstätig, ein Anstieg im Vergleich zu 2008 um fast zehn Prozentpunkte. Davon arbeiten fast 70 Prozent mehr als 21 Stunden in der Woche. 2008 waren es nur 57 Prozent.

Bei den Müttern mit Kindern zwischen 15 und 17 Jahren sind sogar mehr als 80 Prozent erwerbstätig. Davon haben 78 Prozent einen Job mit mehr als 21 Stunden in der Woche, 2008 waren es 71,5 Prozent. Das liege aber nicht alleine daran, dass Mütter auf mehr Betreuungshilfen zurückgreifen könnten, so der Bericht. Denn auch wenn das jüngste Kind die Grundschule verlassen habe, stiegen die Erwerbstätigen- und Vollzeitanteile an.

Der Studienverfasser bezieht sich zudem auf eine 2016 zuletzt im Sozio-oekonomischen Panel gestellte Frage. Nämlich, wie wichtig den Frauen Erfolg im Beruf ist. Nur 2,7 Prozent antworteten, dass es ihnen unwichtig ist. Für mehr als die Hälfte der Befragten ist der Erfolg wichtig, für 16,4 Prozent sogar sehr wichtig. Der Beruf sei daher für Frauen „von hoher emotionaler Bedeutung“, schlussfolgert der Autor. Geis-Thöne weist aber auch darauf hin, dass wirtschaftliche Erwägungen bei der Zunahme der Erwerbstätigkeit ebenfalls eine Rolle spielten.

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