




Um heterodoxen Lehrmeinungen dennoch Gehör zu verschaffen, böte es sich an, mehr Vorlesungen zur Geschichte des ökonomischen Denkens und den wissenschaftstheoretischen Grundlagen des Faches anzubieten. Allerdings bestehe das Problem, dass die meisten Studenten wegen der dicht gewebten Lehrpläne schon mit dem aktuellen Prüfungsstoff ausgelastet seien, gab Justus Haucap, Wettbewerbsökonom an der Uni Düsseldorf, zu bedenken. „Der Druck, die Lehrpläne zu entschlacken, lässt die Aufnahme von Dogmengeschichte als weiteres Prüfungsfach kaum zu“, so Haucap.
Für Diskussionsstoff sorgte auf der Tagung auch die Finanzierung der Forschung. Um dem Vorwurf interessengeleiteter Auftragsforschung zu begegnen, hat sich der Verein für Socialpolitik im vergangenen Jahr einen Ethik-Kodex gegeben. Danach verpflichten sich alle Mitglieder, offen zu legen, aus welchen Quellen ihre Forschung finanziert wird. Umstritten blieb in Düsseldorf allerdings, ob die Finanzierung von Forschung aus privaten Quellen problematischer ist als die Finanzierung durch den Staat. Gebhard Kirchgässner von der Universität Sankt Gallen forderte, bei privater Forschungsfinanzierung die Sponsoring-Verträge im Detail offen zu legen. Zudem sollten private Sponsoren nicht in den Berufungsgremien der Universitäten sitzen.
Wettbewerbsökonom Nocke gab hingegen zu bedenken, dass auch der Staat als wichtiger Finanzier Einfluss auf die Forschung nehme. Das habe sich gerade in der Finanzkrise gezeigt. „ Es ist auffällig, dass sich in der Euro-Krise vor allem die Ökonomen laut für den Fortbestand des Euro aussprechen, die einen erheblichen Teil ihres Einkommens dadurch erzielen, dass sie die Regierung beraten“. Es sei daher naiv anzunehmen, staatlich finanzierte Forschung sei grundsätzlich wertfrei. „Der Staat ist kein gütiger Spender, er verfolgt vielmehr eigene Interessen“, so Nocke.