Berlin Die Einladung ist ausgesprochen, nächste Woche treffen sich Union, FDP und Grüne, um über eine mögliche Koalition auf Bundesebene zu sprechen. Wenn sich die Parteien einig werden, wäre das eine Premiere. „Ich bin zufrieden. Die Sonne scheint. Sun of Jamaika“, hatte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet am Montag nach der Einigung gesagt. Bis die Sonne von Jamaika aber tatsächlich scheint, gibt es noch einigen inhaltlichen Gesprächsbedarf.
Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik
CDU und CSU haben sich am Sonntag geeinigt, dass es keine harte Obergrenze geben wird und damit ein wesentliches Hindernis bei den Verhandlungen mit FDP und Grünen aus dem Weg geräumt. Beide Parteien hatten eine Obergrenze abgelehnt mit dem Hinweis darauf, dass eine solche gegen das Grundgesetz verstoßen würde.
Beim Thema Einwanderungspolitik gibt es aber noch viele weitere Bereiche mit Konfliktpotenzial. Vor allem bei der Einstufung der Maghreb-Staaten als sichere Herkunftsländer könnte es zwischen Union und FDP auf der einen Seite und den Grünen auf der anderen Seite knallen. Union und FDP sind für eine solche Änderung. Erst am Montag hatten sich hingegen führende Grünen-Politiker wie Jürgen Trittin ablehnend geäußert.
Ähnlichere Positionen gibt es bei Union und FDP in der Frage über die Einrichtung von Entscheidungszentren, also Unterkünfte, in denen Flüchtlinge zunächst untergebracht werden, bis über ihren Asylantrag entschieden worden ist.
Beim Thema Fachkräftezuwanderung beziehen die Parteien hingegen unterschiedliche Positionen. Die FDP will die Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften, auch wenn die noch keinen Arbeitsvertrag haben. Die Union sah das bisher nicht so, zeigte sich aber grundsätzlich bereit, über ein Zuwanderungsgesetz für Fachkräfte zu sprechen.
Europapolitik
Bei Fragen zur Europapolitik sind sich FDP und Union eher einig, die Grünen beziehen hingegen eine andere Position. In ihrem Wahlprogramm forderte die FDP, der Europäische Stabilitätsmechanismus ESM solle auslaufen. Die Grünen wollen dagegen mehr Solidarität zwischen den EU-Mitgliedsstaaten. Die FDP will zudem ein Insolvenzrecht für Staaten und dass Griechenland aus dem Euro fliegt. Die Grünen lehnen das strikt ab.
Energie / Umwelt
Auch hier scheinen die Vorstellungen der Grünen mit denen der potentiellen Partnern kaum vereinbar. Die Partei der Klimaschützer forderte im Wahlkampf, die 20 schmutzigsten Kohlekraftwerke sofort abzuschalten. Das wird mit der FDP nicht zu machen sein. Auch das Verbot des Verbrennungsmotors entspricht nicht der „Technologieoffenheit“, die die FDP sich ins Programm geschrieben hat.
Innere Sicherheit
Interessant wird es auch beim Thema Innere Sicherheit. Hier könnte die Union Probleme mit den Juniorpartnern bekommen. Die FDP lehnt die von der Union angetriebenen neuen Regeln zur Kriminalitätsbekämpfung ab. Gegen das Netzwerkdurchsetzungsgesetz wollte FDP-Chef Christian Lindner sogar klagen, auch mit Vorratsdatenspeicherung und Ausweitung der Videoüberwachung haben die kleineren Verhandlungspartner Probleme.
Am Mittwoch in der kommenden Woche trifft sich die Union zunächst jeweils mit Vertretern von FDP und Grünen, am Donnerstag treffen sich dann die Vertreter von Grünen und FDP. Erst am Freitag kommen dann Union, Grüne und FDP zu gemeinsamen Gesprächen zusammen.