Bis zur Wende 1989 arbeitet Gauck als Pastor in Rostock, gehörte zu den Mitbegründern der Bürgerbewegung Neues Forum. 1990 wird er Abgeordneter der ersten frei gewählten Volkskammer und leitete den „Sonderausschuss zur Kontrolle der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit“.
Daraus wird dann das Amt, das Gauck berühmt machen sollte: „Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR“. Neun Jahre bleibt er in dieser Funktion. Danach ist er als freischaffender Redner tätig, zeitweise auch als Fernsehmoderator.
Das sind die möglichen Gauck-Nachfolger
Norbert Lammert (67): Seit 2005 ist der CDU-Mann aus Bochum Präsident des Bundestages, der Umzug ins Schloss Bellevue wäre ein naheliegender Karriereschritt. Lammert gilt als wortmächtig und intellektuell brillant, was er andere auch gerne spüren lässt.
Ursula von der Leyen (57): Ihr Name fällt immer, wenn es um Spitzenämter geht, auch als künftige Kanzlerin ist die CDU-Frau im Gespräch. Schon 2010 war die amtierende Verteidigungsministerin als mögliche Kandidatin für das Präsidenten-Amt im Gespräch.
Volker Bouffier (64): Früher eher dem rechten Flügel der CDU zugeordnet, führt er seit 2014 relativ geräuschlos und erfolgreich die schwarz-grüne Landesregierung in Hessen. Ein Signal für Schwarz-Grün auch im Bund also.
Frank-Walter Steinmeier (60): Beinahe so etwas wie der natürliche Kandidat für das höchste Amt im Staate. Beliebt bei den Bürgern, angesehen über Parteigrenzen hinweg, diplomatisch erfahren. Aber hat ein SPD-Mann diesmal überhaupt eine Chance?
Martin Schulz (60): Der Präsident des Europaparlaments wird immer wieder genannt, wenn die SPD nach Kandidaten für Spitzenämter sucht. Doch abgesehen von der Schwierigkeit, eine Mehrheit zu finden: Kanzlerin Angela Merkel gilt nicht als Schulz-Fan.
Annegret Kramp-Karrenbauer (53): Die CDU-Ministerpräsidentin aus dem Saarland genießt Ansehen auch bei der SPD und den Grünen. Sie ist linker und jünger als andere CDU-Kandidaten, und sie ist eine Frau.
Winfried Kretschmann (68): Der grüne Ministerpräsident aus Baden-Württemberg ist nicht nur in seiner Heimat populär. Sein landesväterlicher Habitus könnte auch für die Rolle des Bundespräsidenten passen. Wenn sich Union und SPD nicht einigen können, wäre er ein Kompromiss.
2010, Horst Köhler ist völlig überraschend zurückgetreten, wird Gauck zum Kandidaten von Rot-Grün für die Nachfolge. Die Kandidatur ist populär, findet breite Unterstützung auch im bürgerlichen Lager. Doch am Ende gewinnt der CDU-Mann Christian Wulff im dritten Wahlgang. Erst 20 Monate später, nach Wulffs Abgang, ist es dann so weit. Gauck wird mit den Stimmen aller Parteien mit Ausnahme der Linken gewählt.
Gauck widerstand von Anfang an der Versuchung, sich wie einige seiner Vorgänger als Sprachrohr der Politikverdrossenen zu profilieren. Immer wieder musste er aber zu dem Satz Zuflucht nehmen, er wolle und dürfe sich nicht in die exekutive Politik einmischen. Daran hielt er sich, auch im Ausland, auch wenn seine ersten vier Jahre durchaus von äußeren Konflikten geprägt waren. Die Finanz- und Schuldenkrise in Europa, die Annexion der Krim, der folgende Konflikt in der Ukraine, dann der Bürgerkrieg in Syrien und die Flüchtlingskrise.
Nicht immer hat Gauck in der Flüchtlingsfrage eine klare Haltung bezogen, jedenfalls keine leicht verständliche. Von „Dunkeldeutschland“ sprach er angesichts fremdenfeindlicher Gewalt, aber er warnte auch eher als andere vor naivem Optimismus. „Unser Herz ist weit. Doch unsere Möglichkeiten sind endlich“, sagte er am 3. Oktober 2015, dem Tag der Deutschen Einheit.
Bei aller Sorge über den Aufstieg der rechtspopulistischen AfD, blieb er bei seiner Botschaft, Deutschland müsse sich etwas zutrauen, auch mehr „Demokratie wagen“. Bewusst zitierte er damit am Tag des Grundgesetzes am 23. Mai den SPD-Kanzler Willy Brandt. Leicht sei das nicht, fügte er hinzu, aber Spannungen und Meinungsunterschiede müsse eine Demokratie eben auch ertragen können.