Um das Problem zu verstehen, genügt die Lektüre eine aktuelle Ankündigung: Bayern, Niedersachsen und Sachsen wollen ihre Lehrer-Abschlüsse per Staatsvertrag gegenseitig anerkennen. Was klingt wie eine Selbstverständlichkeit ist das glatte Gegenteil. Bayern setzt weiter auf das Staatsexamen, Baden-Württemberg pflegt pädagogische Hochschulen, fast alle anderen setzen auf Bachelor- und Masterabschlüsse. Wechsel zwischen den Ländern sind schwierig, die Standards und Ansprüche im föderalen Flickenteppich höchst verschieden. Was ein guter Lehrer lernen und können soll, darüber herrscht zwischen Nord- und Bodensee noch immer keine Einigkeit.
Annette Schavan hatte die Ländern bereits zu mehr Kooperation überreden wollen: mittels einer „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“, dotiert mit 500 Millionen Euro. Passiert ist bisher noch nichts. Einige Länder sträuben sich vehement gegen inhaltliche Einmischung aus Berlin. Dabei hat der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft die Lehrerbildung in einer Studie gerade erst als „größte Baustelle“ im Bildungswesen gerügt. Nun muss Wanka vermitteln.
Hochschulfinanzierung
Immer Studienanfänger strömen an die Hochschulen, die Zahl der Studenten hat mit rund 2,5 Millionen einen Rekordwert erreicht. Nun müsse dringend der Hochschulpakt aufgestockt werden, fordern die Länder. Im Pakt werden zusätzliche Plätze von Bund und Ländern gemeinsam finanziert, um die Wucht der Welle in Seminaren und Hörsälen aufzufangen. Weil der Run aber noch größer sei, als prognostiziert, müssten allein bis 2015 noch einmal sieben Milliarden Euro mehr investiert werden – vier davon vom Bund. So jedenfalls wollen es die Bundesländer. Johanna Wanka kennt als ehemalige Landesministerin die Nöte. Aber der Bund steckt schon jetzt rund 4,7 Milliarden in den Pakt. Weitere vier dürften niemals zu stemmen sein.
Ein gewisses finanzielles Update des Hochschulpaktes könnte jedoch als Faustpfand für parallel laufende Verhandlungen zwischen Bund und Land herhalten: der Reform des Kooperationsverbotes im Grundgesetz. Denn in der Frage, ob der Bund dauerhaft in die Finanzierung der Unis einsteigen kann, scheiden sich noch immer die Geister. Auch hier geht es vor allem um das Geld und die Mitbestimmung des Bundes. Schavan hatte die Gespräche vor zwei Wochen ergebnislos vertagt. Nun darf die Nachfolgerin ran.