




Warum hat Julia Klöckner die Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz verloren? Wegen der Flüchtlingspolitik von Angela Merkel? Wegen der vielen Stimmen, die die AfD einheimsen konnte? Oder weil Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) so sympathisch ist? Weil die Grünen in Scharen zu Dreyer übergelaufen sind, um sie, Klöckner, zu verhindern? Das alles spielt eine Rolle, gewiss.
Aber Julia Klöckner ist vor allem an sich selbst gescheitert, an ihrer schneidenden Präpotenz - und an der politischen Reife der Wähler. Die Rheinland-Pfälzer haben durchschaut, dass die stellvertretende CDU-Vorsitzende das Musterbeispiel einer Politikerin ist, die sich an das anschmiegt, was sie für die Mehrheitsmeinung hält, die sich „Stimmungen“ anverwandelt, um sie augenblicklich auszunutzen, immer auf der Suche nach den ganz einfachen Elfmetern.
Wird sie verstehen, dass sie ihren Politikstil gründlich ändern muss, wenn sie (auch) künftig noch eine bundespolitische Rolle spielen will?
Vorerst sieht es nicht danach aus. Als Klöckner gestern abend vor ihre Parteifreunde trat, ihr Gesicht zum Passbild erfroren, als könne sie Niederlagen weglächeln wie Hillary Clinton, deutete sie ihre krachende Niederlage in einem halben Triumph um: Zwei Ziele habe sie mit der CDU verfolgt, so Klöckner, eins davon habe sie nicht erreicht: stärkste Kraft im Land zu werden - ein anderes aber wohl: Rot-Grün steht ohne Mehrheit da.
Sie sagte das wie einstudiert, als habe ihr ein Politikberater eingeflüstert, sie dürfe jetzt bloß nicht ihr Gesicht verlieren; wahrscheinlich konnte sie noch immer nicht fassen, wie ihr geschehen war.
Vor wenigen Wochen noch fühlte sich Klöckner wie eine Titelverteidigerin: sicher und souverän im Amt. Umfragen sagten ihr ein Ergebnis von 40 Prozent und mehr voraus. In manchen Medien wurde sie schon zur heimlichen Nachfolgerin von Kanzlerin Angela Merkel ausgerufen - und tatsächlich:
Mit Julia Klöckner, der restdeutschen Antwort auf bajuwarischen Dirndl-Patriotismus, feierte die CDU gewissermaßen ein Deja-vu mit sich selbst und ihrer alten, goldenen, vor-merkelschen Vergangenheit: westdeutsch, erdverbunden, katholisch - und noch dazu gerade so fesch-frech und fraulich, dass auch die Freunde der traditionellen Arbeitsteilung in Familien ganz auf Linie sind.