Kabinettsliste Kampf um die Ministerämter

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Die Stelle als oberster Kassenwart der Republik

Wer kümmert sich um die deutsche Wirtschaft?
FinanzenDas Finanzministerium gilt als besonders umkämpft. Hatte früher der kleine Koalitionspartner stets ein Auge auf das verantwortungsvolle Außenministerium, ist in Zeiten der Euro-Krise das Finanzressort deutlich attraktiver geworden. Hierzu müsste allerdings Wolfgang Schäuble (CDU) seinen Stuhl räumen. Quelle: dpa
Sollte es zu einer Großen Koalition kommen, gelten Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier als mögliche SPD-Kandidaten. Fraktionschef Steinmeier hat bereits in der Großen Koalition von 2005 bis 2009 gut mit Merkel zusammengearbeitet. Das Verhältnis von Gabriel und Merkel gilt hingegen als schwierig. Quelle: dpa
Als Geheimtipp gilt bei einigen Notenbanker Jörg Asmussen, der über ein SPD-Parteibuch verfügt. Er hat die fachliche Qualifikation für den Posten, war unter anderem während der Finanzkrise Staatssekretär im Finanzministerium. Allerdings ist er bisher nicht als großer Parteipolitiker aufgefallen. Zudem dürfte sein gutes Verhältnis zur Kanzlerin beim linken Flügel der Sozialdemokraten für Unmut sorgen. Quelle: REUTERS
Sollte es entgegen der bisherigen Äußerungen aus der CSU und den Grünen erstmalig zu einer schwarz-grünen Koalition kommen, könnte die Ökopartei ihren bisherigen finanzpolitischen Sprecher, Gerhard Schick, ins Rennen um Schäubles Posten schicken. Der ursprüngliche Finanz-Favorit der Grünen, Jürgen Trittin, dürfte nach seinem angekündigten Rückzug von der Fraktionsspitze nicht mehr die erste Wahl sein. Quelle: dapd
WirtschaftDer amtierende Wirtschaftsminister Philipp Rösler und sein Vorgänger Rainer Brüderle werden nach dem Ausscheiden der FDP sicher nicht das Ressort in der kommenden Legislaturperiode führen. Deshalb bringt hier jede der möglichen Koalitionsparteien eigene Vertreter ins Spiel. Quelle: dpa
Steffen Kampeter, bisher Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, könnte der CDU-Kandidat für das Wirtschaftsministerium werden. Sollte in einer Großen Koalition das Finanzministerium an die SPD gehen, läge das Wirtschaftsressort in der Hand der Union. Kampeter brächte nach seiner Zeit im Finanzministerium den nötigen Sachverstand mit, gilt aber eher als Finanz- denn als Wirtschaftspolitiker. Quelle: dapd
Möglich ist auch, dass Angela Merkel den CDU-Vorsitzenden in Niedersachsen, David McAllister, in die Bundespolitik holt. Bis zu seiner Niederlage bei der Landtagswahl im vergangenen Jahr galt McAllister als künftiger Bundesminister. Jetzt könnte er dennoch eine Chance bekommen – mangels Alternativen. Dem bisherigen wirtschaftspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion im Bundestag, Joachim Pfeiffer, werden keine guten Aussichten auf einen Ministerposten eingeräumt. Quelle: dpa

Scholz ist allerdings in den Verhandlungen an ganz anderer Front engagiert. Er soll zusammen mit Wolfgang Schäuble Finanzen und Steuern verhandeln. Das ist weniger als Signal zu werten, dass Scholz in die Räume des ehemaligen Reichsluftfahrtministeriums strebt, denn als Ausweis einer ökonomischen Personalknappheit der Sozialdemokraten: Es gibt aus Sicht der Parteiführung niemanden in der SPD-Fraktion, der oder die das Zeug hätte, die Stelle als oberster Kassenwart der Republik zu bekleiden. Das steigert Schäubles Chancen, in den vertrauten Räumen zu bleiben.

Als Pendant des Finanzministeriums gilt das Wirtschaftsressort. Traditionell teilen sich die Koalitionspartner diese beiden Häuser ebenso farblich auf wie das Doppelfach Innen und Justiz. Bleibt also Schäuble Finanzminister, geht das Ökonomen-Reservat der Regierung an einen Sozialdemokraten (Glück für die CDU, denn sie hätte niemanden, der das Amt übernehmen wollte oder könnte). Die CSU hätte immerhin die Kandidaten Peter Ramsauer (Diplomkaufmann, bisher Verkehrsminister) oder Hans-Peter Friedrich aufbieten können. Der amtierende Innenminister ist von Hause aus Jurist mit ökonomischem Teil-Studium und hat seine berufliche Karriere als Referent im Wirtschaftsministerium begonnen.

Die Sozialdemokraten tun sich auch hier schwer. Der derzeitige wirtschaftspolitische Sprecher Wolfgang Tiefensee hat als Verkehrsminister der Schröder-Regierung nicht so bleibende positive Eindrücke hinterlassen, dass er dafür erste Wahl wäre. Als Favorit grüßt der Landeswirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen. Garrelt Duin könnte als Abgesandter der Düsseldorfer Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ein wichtiges innerparteiliches Bindeglied bilden. Zwar ist es immer schwierig, wenn ein Minister nicht selbst in der Fraktion verankert ist. Duin kann aber darauf verweisen, seit 2005 als Bundestagsabgeordneter und wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD Erfahrungen und Bekanntschaften gesammelt zu haben, die seine Position stärker würden.

Wichtigster Widerpart des Wirtschaftsministers wird auch im kommenden Kabinett der Ressortleiter für Umwelt bleiben. Denn an einem Energieministerium haben beide Seiten nur so lange ein Interesse, wie es in den eigenen Händen landet. Dass aber der politische Gegner und Partner die alleinige Zuständigkeit für dieses wichtige Thema erntet, kann niemand wollen. Also bleibt in der Umwelt alles beim Alten – bei Peter Altmaier.

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