Scholz ist allerdings in den Verhandlungen an ganz anderer Front engagiert. Er soll zusammen mit Wolfgang Schäuble Finanzen und Steuern verhandeln. Das ist weniger als Signal zu werten, dass Scholz in die Räume des ehemaligen Reichsluftfahrtministeriums strebt, denn als Ausweis einer ökonomischen Personalknappheit der Sozialdemokraten: Es gibt aus Sicht der Parteiführung niemanden in der SPD-Fraktion, der oder die das Zeug hätte, die Stelle als oberster Kassenwart der Republik zu bekleiden. Das steigert Schäubles Chancen, in den vertrauten Räumen zu bleiben.
Als Pendant des Finanzministeriums gilt das Wirtschaftsressort. Traditionell teilen sich die Koalitionspartner diese beiden Häuser ebenso farblich auf wie das Doppelfach Innen und Justiz. Bleibt also Schäuble Finanzminister, geht das Ökonomen-Reservat der Regierung an einen Sozialdemokraten (Glück für die CDU, denn sie hätte niemanden, der das Amt übernehmen wollte oder könnte). Die CSU hätte immerhin die Kandidaten Peter Ramsauer (Diplomkaufmann, bisher Verkehrsminister) oder Hans-Peter Friedrich aufbieten können. Der amtierende Innenminister ist von Hause aus Jurist mit ökonomischem Teil-Studium und hat seine berufliche Karriere als Referent im Wirtschaftsministerium begonnen.
Die Sozialdemokraten tun sich auch hier schwer. Der derzeitige wirtschaftspolitische Sprecher Wolfgang Tiefensee hat als Verkehrsminister der Schröder-Regierung nicht so bleibende positive Eindrücke hinterlassen, dass er dafür erste Wahl wäre. Als Favorit grüßt der Landeswirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen. Garrelt Duin könnte als Abgesandter der Düsseldorfer Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ein wichtiges innerparteiliches Bindeglied bilden. Zwar ist es immer schwierig, wenn ein Minister nicht selbst in der Fraktion verankert ist. Duin kann aber darauf verweisen, seit 2005 als Bundestagsabgeordneter und wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD Erfahrungen und Bekanntschaften gesammelt zu haben, die seine Position stärker würden.
Wichtigster Widerpart des Wirtschaftsministers wird auch im kommenden Kabinett der Ressortleiter für Umwelt bleiben. Denn an einem Energieministerium haben beide Seiten nur so lange ein Interesse, wie es in den eigenen Händen landet. Dass aber der politische Gegner und Partner die alleinige Zuständigkeit für dieses wichtige Thema erntet, kann niemand wollen. Also bleibt in der Umwelt alles beim Alten – bei Peter Altmaier.