Kampf um CDU-Vorsitz Wettbewerb belebt das Geschäft

Quelle: AP

Ob AKK, FM oder Jens Spahn nun gewinnt, ist sicherlich wichtig. Aber egal wer als Sieger hervorgeht, die Union und das ganze Land profitieren vom munteren Konkurrenzkampf um die Nachfolge von Angela Merkel.

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Wer hätte das gedacht – die gute alte Tante CDU wird plötzlich putzmunter. Bürger strömen zu vielen Tausenden zu Parteiveranstaltungen, lauschen begeistert den Politikern und fühlen sich wieder ernst genommen. Die Debatte um die Nachfolge der langjährigen CDU-Chefin Angela Merkel entpuppt sich als Glücksfall für die Union, sie pumpt frische Luft in die vermiefte Parteienlandschaft, sie entzündet wieder eine im bürgerlichen Teil der Gesellschaft verloren geglaubte Leidenschaft für politische Teilhabe. Dafür gebührt der CDU ein großes Dankeschön.

Und siehe da, plötzlich geht es in der Union ganz offen um Themen wie Kriminalität, Migration und Asylmissbrauch, aber auch um die Honorierung von Arbeitsleistung oder um die Zumutbarkeit von Beschäftigungsverhältnissen. Diese Themen brennen vielen Bürgern unter den Nägeln, sie wurden aber von der Parteielite im Sinne einer vermeintlichen political correctness oder schleichenden Sozialdemokratisierung weitgehend ausgeklammert, ja totgeschwiegen.

Die Parteibasis (und ein bedeutsamer Teil der Bevölkerung) möchte aber genau über solche Themen sprechen. Die Roadshow der Kandidaten ist damit auch eine Annäherung an die Lebenswirklichkeit der Bürger. Es ist eine Populisierung der Politik, ohne unbedingt populistisch zu sein.

Die Kandidatenkonferenzen legen offen, dass sich die Parteiführung womöglich über Jahre hinweg hauptsächlich mit bürgerlichen Randthemen beschäftigt hat. Oder marktwirtschaftlich gesagt: Sie hat am Bedarf der Wähler vorbeiregiert. In der Wirtschaft führt eine solche Vergessenheit oder Ignoranz zu Kundenenttäuschung, Absatzeinbußen, Marktanteilsverlusten. Nichts anderes hat die CDU in den letzten Jahren auch erlebt. Der Konkurrenzkampf von Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn hat bereits dazu geführt, dass die Zustimmungswerte der Union wieder nach oben zeigen.

Oder ökonomisch gesprochen: Wettbewerb belebt das Geschäft. Leider ist die Politik insgesamt noch viel zu oligopolistisch ausgerichtet. Aber das kann sich ja nun ändern.

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