Kandidatur CDU-Vorsitz Rückenwind für Merz in Umfragen und der CDU

Friedrich Merz Quelle: REUTERS

Als Nachfolger von Angela Merkel auf dem CDU-Chefposten favorisieren viele Bürger den Ex-Unions-Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz. Auch in der CDU gibt es viel Zustimmung für den einstigen Shootingstar.

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Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz kommt als möglicher künftiger CDU-Chef nach mehreren Umfragen bei vielen Deutschen gut an. In zwei am Dienstag veröffentlichten Befragungen liegt Merz demnach in der Gesamtbevölkerung deutlich vorn - in einer weiteren Umfrage nach der Eignung der Kandidaten liefert er sich allerdings mit Annegret Kramp-Karrenbauer ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Unter den CDU-Anhängern erhält die Generalsekretärin dort allerdings mehr Zuspruch als Merz.

In einer Forsa-Blitzumfrage für das RTL/n-tv-Trendbarometer halten von 1502 am Dienstag befragten Bundesbürgern 46 Prozent Kramp-Karrenbauer für geeignet oder sehr geeignet, die Nachfolge der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel anzutreten. Merz kommt auf 45 Prozent. An dritter Stelle liegt der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet mit 28 Prozent, gefolgt von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit 22 Prozent.

Unter CDU-Anhängern erreicht die Saarländerin hier 62 Prozent Zustimmung, Merz auf 54 Prozent. Laschet liegt bei 36 Prozent, Spahn bei 29. Unter den CSU-Anhängern hat hier dagegen Merz die Nase vorn (53 Prozent), gefolgt von Spahn (43), Kramp-Karrenbauer (41) und Laschet (28). Während Kramp-Karrenbauer, Spahn und Merz ihre Kandidaturen beim CDU-Parteitag Anfang Dezember angekündigt haben, hält sich Laschet eine Entscheidung darüber noch offen. An der Wahl des Merkel-Nachfolgers dürfen lediglich die 1001 Delegierten in Hamburg teilnehmen.

In einer für „Spiegel Online“ durchgeführten repräsentativen Civey-Umfrage sprachen sich 33,7 Prozent für Merz und 19,2 Prozent für Kramp-Karrenbauer als Nachfolger von Merkel aus. Sowohl Spahn als auch Laschet kommen auf 6,2 Prozent.

Nach einer am Dienstag für das „Handelsblatt“ durchgeführten Yougov-Umfrage sind 21 Prozent der Bundesbürger der Meinung, dass der 62-jährige Merz den Vorsitz übernehmen sollte. 18 Prozent stimmten für Kramp-Karrenbauer, je 6 Prozent votierten für Spahn und Laschet. 18 Prozent wünschen sich eine andere Person an der Spitze der CDU, 31 Prozent sind noch unentschlossen, beziehungsweise wollten keine Angabe machen. Befragt wurden auch Nicht-CDU-Anhänger.

Vor allem Konservative in der Union machen sich für Merz als künftigen Vorsitzenden der CDU stark. Die Werteunion unterstützt dessen Kandidatur, auch der frühere Abgeordnete Wolfgang Bosbach setzt sich für Merz ein. Unterdessen wird der Ruf nach Regionalkonferenzen lauter, auf der sich die Kandidaten für die Nachfolge von Parteichefin Angela Merkel vorstellen sollen.

Der Vorsitzende der konservativen Werteunion in der Union bevorzugt Merz als neuen CDU-Chef. „Merz hat das Potenzial, der Partei wieder ein klares Profil zu geben“, sagte Alexander Mitsch, Bundesvorsitzender der Werteunion, der Deutschen Presse-Agentur. „Damit ist er auch für viele Mitglieder der Werteunion ein Hoffnungsträger.“ Der neue CDU-Vorsitzende müsse die Partei einen und vor allem auf den wirtschaftsliberalen und konservativen Flügel zugehen, „der unter Merkel oft übergangen wurde“, sagte Mitsch. Merz könnte diese Rolle sehr gut ausfüllen, falls er auch inhaltlich klare Akzente setze.

Auch Bosbach setzt auf Merz. In der „Augsburger Allgemeinen“ (Mittwoch) sagte der frühere Innenexperte, Merkel könne auch Kanzlerin bleiben, wenn Merz CDU-Chef würde. „Beide Beteiligten wissen doch, dass die Union nur dann wieder in die Erfolgsspur zurückkehrt, wenn sie vertrauensvoll zusammenarbeiten“, sagte Bosbach, der zum konservativen Flügel der CDU zählt.

In der „Passauer Neuen Presse“ warnte Bosbach vor einem vorschnellen Ende von Merkels Kanzlerschaft, weil dann sehr wahrscheinlich die SPD aus der Koalition ausscheiden würde. Die Folgen wären Neuwahlen oder ein erneutes Gezerre um die Bildung einer Jamaika-Koalition. „In beiden Varianten gäbe es einen monatelangen politischen Stillstand“, warnte Bosbach.

Der Parteienforscher Oskar Niedermayer sieht für Merz gute Chancen, das Rennen um den CDU-Vorsitz zu gewinnen. „Für Merz gibt es bereits Unterstützung vom Wirtschaftsrat und den Mittelständlern, die man eher für Spahn erwartet hätte“, sagte Niedermayer der „Rhein-Neckar-Zeitung“ (Mittwoch). „Merz wäre mit seinen wirtschaftsliberalen und gesellschaftspolitisch konservativen Positionen das klare Gegenmodell zu Merkel.“ Für Kramp-Karrenbauer sieht Niedermayer als Nachteil, dass sie „im zu erwartenden Machtkampf aber als Merkelianerin gesehen wird“.

Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner forderte Regionalkonferenzen vor dem Parteitag. „Wichtig wird sein, dass sich die Kandidaten den Mitgliedern nun vorstellen, sie die Möglichkeit haben, die Personen und ihre Ideen und Vorstellungen besser kennenzulernen“, sagte Klöckner der „Rheinischen Post“ (Mittwoch). Regionalkonferenzen wären dafür ein gutes und geeignetes Format. Klöckner hatte am Dienstag klar gemacht, dass sie selbst nicht für den Vorsitz antritt.

Auf einer Serie von Regionalkonferenzen im Frühjahr 2000 hatte sich auch Merkel präsentiert, bevor sie am 10. April 2000 auf dem Parteitag in Essen zur CDU-Chefin gekürt wurde. Der Mitgliederbeauftragte der Partei, Henning Otte, plädierte ebenfalls für dieses Instrument. „Ich lege Wert darauf, dass wir bei der Klausurtagung des Parteivorstandes ein Procedere beschließen, mit dem sich die Parteibasis in dieser historisch wesentlichen Entscheidung ein eigenes Bild machen kann“, sagte Otte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch). Zugleich sollten die Voraussetzungen für eine Mitgliederbefragung geprüft werden.

Der Vorsitzende der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber, hofft, dass Merkel nach ihrem Rückzug vom CDU-Vorsitz bis 2021 Bundeskanzlerin bleibt. „Angela Merkel ist eine starke Stimme in Europa. Sie vertritt die deutschen Interessen stark, aber immer mit dem Grundgedanken, dass wir in Europa Partnerschaft brauchen“, sagte der CSU-Vize am Dienstagabend im ZDF.

Merz will im Dezember auf dem Parteitag der CDU in Hamburg als Nachfolger von Angela Merkel für den Parteivorsitz kandidieren. Das teilte der Fraktionschef am Dienstag offiziell mit. „Ich habe mich nach reiflicher Überlegung und nach zahlreichen Gesprächen entschieden, auf dem Bundesparteitag in Hamburg für den Vorsitz der Christlich Demokratischen Union Deutschlands zu kandidieren“, erklärte er in einer Pressemitteilung.

Damit tritt Merz bei der Wahl am 7. Dezember auf dem Parteitag in Hamburg gegen CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, Gesundheitsminister Jens Spahn und drei weitgehend unbekannte weitere Bewerber an. Es kommt zur Richtungswahl zwischen dem Merkel-Kurs und einem mehr konservativ und wirtschaftsliberalen Kurs. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident und CDU-Landeschef Armin Laschet hat eine Kandidatur beim Parteitag bisher offengelassen.
Merkel hatte am Montag nach den schweren Verlusten ihrer Partei bei der Landtagswahl in Hessen angekündigt, beim CDU-Parteitag im Dezember nach 18 Jahren an der Spitze nicht mehr für den Parteivorsitz zu kandidieren.

Was die potentiellen Merkel-Nachfolger der Wirtschaft bringen könnten, lesen Sie in der großen WirtschaftsWoche-Analyse.

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