Sieben Milliarden Menschen auf der Welt könnten in Freiheit und (bescheidenem) Wohlstand leben, wenn wir uns anders aufstellen würden?
Karl Marx ist 1883 gestorben. Bis zum letzten Atemzug hat er geglaubt, dass der objektive Mangel an Gütern die Gesellschaft beherrschen werde. Menschen – so seine Prognose – würden stets um die wenigen, in absoluten Zahlen: ungenügenden, Güter streiten. Das war die Grundlage seiner Klassenkampftheorie. Aber: Seit dem Tod von Marx hat die Welt eine phänomenale und bewundernswerte Entwicklung genommen und im Zuge der industriellen Revolution die Produktionskräfte unglaublich gesteigert. Der objektive Mangel ist heute verschwunden. Die Welt-Landwirtschaft könnte problemlos zwölf Milliarden Menschen ernähren. Heute sterben die Menschen nicht mehr, weil die Nahrungsproduktion ungenügend ist, sondern weil ihnen der Zugang zu den Gütern verwehrt ist.
Ist die Entwicklungspolitik - die Hilfe zur Selbsthilfe - gescheitert?
Es ist der richtige Schritt, den Menschen vor Ort zu ermöglichen, für ihre eigenen Bedürfnisse sorgen zu können. Aber das passiert nicht. Ich würde mir wünschen, dass die nächste Generalversammlung des Internationalen Währungsfonds nur ein einziges Mal nicht für die Gläubigerbanken stimmt, sondern für die Menschen. Das hieße: für eine Entschuldung der 50 ärmsten Länder des Planeten. Dann könnten diese endlich Investitionen in der Landwirtschaft tätigen, leichte Maschinen anschaffen, Saatgut und Düngemittel. So könnten Tausende Menschenleben unmittelbar gerettet werden. Das müssten die Bürger in der Schweiz, in den USA und in Deutschland nur wollen.
Zweifeln Sie diesen Wunsch etwa an?
Ich spüre jedenfalls nicht, dass ein großer Druck auf die Elite ausgeübt wird, an den Missständen irgendetwas zu ändern.
Die wichtigsten Begriffe in der Kapitalismus-Debatte
Unter Geldmenge versteht man den gesamten Bestand an Geld, der in einer Volkswirtschaft zur Verfügung steht. Die Geldmenge kann durch Geldschöpfung erhöht und durch Geldvernichtung gesenkt werden. In der Volkswirtschaftslehre und von den Zentralbanken werden verschiedene Geldmengenkonzepte unterschieden, die mit einem M, gefolgt von einer Zahl bezeichnet werden. Für M1 und die folgenden Geldmengenaggregate M2 und M3 gilt stets, dass das Geldmengenaggregat mit einer höheren Zahl das mit einer niedrigeren einschließt. Eine niedrigere Zahl bedeutet mehr Nähe zur betrachteten Geldmenge und zu unmittelbaren realwirtschaftlichen Transaktionen. Die Geldbasis M0 stellt die Summe von Bargeldumlauf und Zentralbankgeldbestand der Kreditinstitute dar. Geldvolumen M-1 = Bargeldumlauf ohne Kassenbestände der Banken, aber einschließlich Sichteinlagen inländischer Nichtbanken. M-2 = Geldvolumen M-1 zuzüglich Termingelder inländischer Nichtbanken mit Laufzeiten unter vier Jahren. M-3 = Geldvolumen M-2 zuzüglich Spareinlagen inländischer Nichtbanken mit gesetzlicher Kündigungsfrist.
Die Goldparität ist der fixierte Wert einer Währungseinheit gegenüber dem Goldpreis. Sie entspricht der Menge von Gold in Gramm, die man für eine Währungseinheit erhält. Diese Menge ist im Rahmen eines Goldstandards staatlich oder durch internationale Vereinbarungen festgelegt. Über den Wert des Goldes ist damit der Wert der Währung bestimmt. Bei der Goldparität handelt sich um einen Sonderfall der Wechselkursparität. Ein mögliches Beispiel hierfür ist die Festlegung des Wertes des Dollars im Bretton-Woods-System. Die Goldparität des Dollars besteht jedoch seit Ende der 1960er nicht mehr, da sie durch Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds ersetzt wurde.
Bezeichnung für eine Inflation, bei der die Preise langsam, nahezu unmerklich steigen. Meist wird von schleichender Inflation bei relativ geringen jährlichen Preissteigerungsraten von unter 5 Prozent gesprochen.
In verschiedenen Bedeutungen verwendeter Begriff. Wird häufig den Begriffen Geld oder Vermögen gleichgesetzt. Volkswirtschaftlich einer der drei Produktionsfaktoren neben Arbeit und Boden. Gesamtwert aller Güter, mit denen die Unternehmung arbeitet (Aktivseite der Bilanz). Buchhalterisch die Posten des Gesamtvermögens, die auf der Passivseite der Bilanz ausgewiesen werden. Auch: für Investitionen zur Verfügung stehendes Geld (Geldkapital).
Der Markt ist ein ökonomischer Ort des Tausches, an dem sich durch ein Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage Preise bilden.
Beziffert, welchen Anteil des BIP der Staat und die Sozialversicherungen ausgeben.
Steuern sind Zwangsabgaben, die ein öffentlich-rechtliches Gemeinwesen (der Staat) von Personen oder Unternehmen verlangt, um seinen Finanzbedarf zu decken und seine Aufgaben erfüllen zu können. Steuern sind die Haupteinnahmequelle von Bund, Ländern und Gemeinden. Ein Anspruch auf eine konkrete Gegenleistung besteht nicht. Rechtliche Grundlage für alle Steuern in Deutschland ist die Abgabenordnung (AO). Über Steuern hat der Staat die Möglichkeit, das Verhalten seiner Bürger zu lenken, z.B. kann die Erhöhung der Tabaksteuer oder der Stromsteuer zu einem verminderten Konsum führen. Wenn die persönlichen Verhältnisse von Steuerpflichtigen berücksichtigt werden, handelt es sich um Personen-Steuern, ansonsten um Objekt-Steuern. Artikel 106 im Grundgesetz teilt die Steuern in vier Kategorien ein: Gemeinschaftssteuern (Verbundsteuern), Bundessteuern, Ländersteuern und Gemeindesteuern.
Wie erklären Sie sich die Gleichgültigkeit?
Das Bewusstsein der Menschen ist entfremdet. Das Solidaritätsbewusstsein, das Prinzip der Gegenseitigkeit, ich bin der andere, der andere bin ich, wie der Philosoph Ludwig Feuerbach so schön gesagt hat, zeichnet den Menschen aus. Eigentlich. Ich fürchte, dass diese Grundstruktur – die den Menschen von all den anderen Lebenswesen unterscheidet – durch die neoliberale Ideologie verschüttet ist. Das führt dazu, dass die Mehrheit der Menschen freiwillig gegen Solidarität für Schwächere stimmt. Und zum Teile – siehe die Schweiz – auch gegen ihre eigenen Interessen.
Die Schweiz hat in Volksabstimmungen eine Erhöhung des Mindestlohns und eine Begrenzung der Managergehälter abgelehnt sowie gegen eine Begrenzung der Zuwanderung gestimmt.
Darauf zielte meine Aussage ab, ja. Das Schweizer Volk stimmt frei, nicht manipuliert, geheim in der Urne, immer gegen ihre eigenen, materiellen Interessen ab. Das ist die totale Entfremdung.