Bei den Meckies steigt sie zur Direktorin und Chefin des Berliner Büros auf. Sie unterstützt das hauseigene Netzwerk „Glam – Gays & Lesbians at McKinsey“. Damals lebt sie mit ihrer Partnerin und bringt zwei Töchter zur Welt. Nun ist sie allein erziehend und jongliert mit Kinderfrau und ausgefeilter Betreuung.
Braucht die Bundeswehr mehr Geld?
Die Bundesregierung hat bisher nicht vor, die Finanzmittel für die Bundeswehr wesentlich aufzustocken. Im Haushaltsplan für 2015 gehört der Verteidigungsetat zu den wenigen Posten, bei denen gekürzt wurde - wenn auch nur um 0,5 Prozent. Bis 2018 ist eine leichte Steigerung von 32,3 auf 36,86 Milliarden Euro vorgesehen. Angesichts der Ausrüstungslücken bei der Bundeswehr wird jetzt der Ruf nach einer deutlich stärkeren Erhöhung lauter. Was spricht dafür und was dagegen?
Quelle: dpa
Deutschland will mehr Verantwortung in der Welt übernehmen. Bei den Verteidigungsausgaben liegt es aber weit hinter den wichtigsten Nato-Partnern zurück. Während der Bundesregierung Armee und Ausrüstung nur 1,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts wert sind, investieren die USA 4,4 Prozent in ihr Militär, Großbritannien 2,4 Prozent und Frankreich 1,9 Prozent. Erklärtes Nato-Ziel ist es, zwei Prozent des BIP für die Verteidigung auszugeben. Das bekräftigte das Bündnis auch bei seinem Gipfeltreffen in Wales Anfang September - mit dem Einverständnis von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Zumindest bei der Beschaffung von Ersatzteilen gibt es eine Finanzlücke. Die Mittel dafür wurden 2010 gekürzt. Militärs beklagen, dass die Bundeswehr heute noch darunter zu leiden hat.
Auf die Bundeswehr kommen immer wieder neue Aufgaben hinzu. Die Nato will ihre Reaktionsfähigkeit im Krisenfall verbessern. Der Kampf gegen den islamistischen Terrorismus wird möglicherweise noch Jahre dauern. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat den Vereinten Nationen auch ein stärkeres Engagement Deutschlands bei Blauhelmeinsätzen in Aussicht gestellt. Das alles geht nicht ohne modernes, robustes und gut gepflegtes Material.
Die Bundeswehrreform wurde nach dem Prinzip „Breite vor Tiefe“ entworfen. Das heißt: Die Truppe soll alles können und braucht dafür in jedem Bereich die entsprechende Ausrüstung. Das kostet. Bleibt man bei diesem Prinzip, muss auch Geld dafür zur Verfügung gestellt werden.
Das Rüstungsproblem der Bundeswehr ist nicht in erster Linie ein finanzielles Problem, sondern ein Managementproblem. Das macht sich schon daran bemerkbar, dass im vergangenen Jahr insgesamt 1,5 Milliarden Euro des Verteidigungsetats gar nicht ausgeschöpft wurden.
Das Prinzip „Breite vor Tiefe“ widerspricht den Bestrebungen von Nato und EU, innerhalb der Bündnisse Aufgaben zu teilen. Diese Bemühungen kommen bisher allerdings nur schleppend voran. Man könnte sich stärker dafür einsetzen, um zu einem effizienteren Rüstungssektor zu kommen.
Je mehr verschiedene Militärgeräte es gibt und je geringer die Stückzahlen, desto größer ist auch der Wartungs-, Instandhaltungs- und Ausbildungsaufwand. Deswegen könnte eine stärkere Spezialisierung der Bundeswehr Kosten sparen.
Bei der Beschaffung neuer Rüstungsgüter kommt es regelmäßig zu Verzögerungen und Kostensteigerungen, denen man durch ein besseres Vertragsmanagement entgegenwirken kann. Nur einige Beispiele: Der Kampfhubschrauber „Tiger“ sollte im Dezember 2002 ausgeliefert werden. Daraus wurde Juli 2010. Auf den Transporthubschrauber NH90 musste die Bundeswehr sogar neun Jahre länger warten als ursprünglich vorgesehen. Die Kosten für die Fregatte 125 haben sich im Laufe der Entwicklung von 656 Millionen auf 758 Millionen Euro erhöht. Der Preis für ein Transportflugzeug A400M stieg wegen einer nachträglichen Reduzierung der Stückzahl von 124,79 auf 175,31 Millionen Euro.
Die Spitzenbeamtin: Bei McKinsey lernt sie Ursula von der Leyen kennen. Die ist 2010 Arbeitsministerin und beauftragt Suder mit Studien. Sie ähneln sich. Beide saugen Informationen auf, „quatschen sich schlau“, überhäufen Fachleute mit Fragen. Dann gehen sie mit der Entscheidung ab durch die Mitte. Vorsprung durch Tempo.
Als Beraterin empfahl sie anderen Einschnitte, im Ministerium setzt Suder Ideen selbst um. Wohl deshalb lässt sie sich auf ihr drittes Leben bei der Bundeswehr ein.
Ein erotisches Verhältnis zu Geld kann es nicht sein. Branchenkenner schätzten ihr McKinsey-Jahresbrutto auf rund eine Million Euro. Davon bleibt im neuen Job etwa ein Sechstel. Der Posten im Bendlerblock ist mit B11 dotiert – im Jahr dürften das brutto rund 165.000 Euro sein. Dafür ist sie Beamtin und deshalb privat krankenversichert. Vorher soll sie Kassenpatientin gewesen sein – weil das System „ein paar Besserverdiener“ braucht.
Leidenschaftlicher ist ihr Verhältnis zur Macht, „wenn es Gestaltungsmacht ist, also Mittel zu einem möglichst sinnvollen Zweck“, formuliert jemand, der sie seit gemeinsamen Theatertagen kennt. Sie interessiert sich schon als Studentin für Politik.
Im politischen Berlin nahm ihr dieses Interesse im August 2014 erst keiner ab. Suder wolle Geschäfte für McKinsey anbahnen, hieß es. Unmöglich, dass eine „Kampflesbe“ bei der Bundeswehr bestimmt. Sie sei doch ein politisches Fliegengewicht.
Natürlich hatte sie keine Ahnung vom politischen Geschäft. Sie staunte, dass die Opposition aufs Ministerium eindrischt, dass sie sich aber mit der grünen Verteidigungspolitikerin Agnieszka Brugger hinterher beim Kaffee sehr gut versteht.
Als der Haushaltsausschuss des Bundestages sie einlud, wollte sie erst nicht. Doch die Abgeordneten haben nun mal die Macht über den Etat. Ihr Auftritt dann erinnerte einen Zuhörer ans „Duracell-Häschen auf Speed – aber sehr zielgerichtet“. Ältere Unions-Abgeordnete fläzten erst herum und waren dann geschafft. Vom CDU-Mann Eckhardt Rehberg wird berichtet, er habe danach einen Schnaps verlangt.
Auch Verteidigungspolitiker Florian Hahn (CSU) hielt wenig von der Neuen: „Ich war skeptisch, als die Personalie bekannt wurde.“ Er änderte seine Meinung. „Frau Suder hat keine 100 Tage gebraucht, um bei den wesentlichen Themen wirklich drin zu sein.“ Sie begeistere sich für Technik. Andere waren schneller angetan, sogar die Opposition. Wehrexperte Tobias Lindner (Grüne) lobt: „Sie ist ein lernendes System, sie weiß, wo sie Luft nach oben hat.“
Geschmeichelt fühlen sich Parlamentarier, dass die Neue erreichbar ist. Bis Mitternacht sei sie am Handy und arbeite zu Hause diszipliniert weiter. Sie fragt Abgeordnete um Rat.