Katrin Suder Die neue Geheimwaffe von Ursula von der Leyen

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Vorsprung durch Tempo

Bei den Meckies steigt sie zur Direktorin und Chefin des Berliner Büros auf. Sie unterstützt das hauseigene Netzwerk „Glam – Gays & Lesbians at McKinsey“. Damals lebt sie mit ihrer Partnerin und bringt zwei Töchter zur Welt. Nun ist sie allein erziehend und jongliert mit Kinderfrau und ausgefeilter Betreuung.

Braucht die Bundeswehr mehr Geld?

Die Spitzenbeamtin: Bei McKinsey lernt sie Ursula von der Leyen kennen. Die ist 2010 Arbeitsministerin und beauftragt Suder mit Studien. Sie ähneln sich. Beide saugen Informationen auf, „quatschen sich schlau“, überhäufen Fachleute mit Fragen. Dann gehen sie mit der Entscheidung ab durch die Mitte. Vorsprung durch Tempo.

Als Beraterin empfahl sie anderen Einschnitte, im Ministerium setzt Suder Ideen selbst um. Wohl deshalb lässt sie sich auf ihr drittes Leben bei der Bundeswehr ein.

Ein erotisches Verhältnis zu Geld kann es nicht sein. Branchenkenner schätzten ihr McKinsey-Jahresbrutto auf rund eine Million Euro. Davon bleibt im neuen Job etwa ein Sechstel. Der Posten im Bendlerblock ist mit B11 dotiert – im Jahr dürften das brutto rund 165.000 Euro sein. Dafür ist sie Beamtin und deshalb privat krankenversichert. Vorher soll sie Kassenpatientin gewesen sein – weil das System „ein paar Besserverdiener“ braucht.

Leidenschaftlicher ist ihr Verhältnis zur Macht, „wenn es Gestaltungsmacht ist, also Mittel zu einem möglichst sinnvollen Zweck“, formuliert jemand, der sie seit gemeinsamen Theatertagen kennt. Sie interessiert sich schon als Studentin für Politik.

Im politischen Berlin nahm ihr dieses Interesse im August 2014 erst keiner ab. Suder wolle Geschäfte für McKinsey anbahnen, hieß es. Unmöglich, dass eine „Kampflesbe“ bei der Bundeswehr bestimmt. Sie sei doch ein politisches Fliegengewicht.

Natürlich hatte sie keine Ahnung vom politischen Geschäft. Sie staunte, dass die Opposition aufs Ministerium eindrischt, dass sie sich aber mit der grünen Verteidigungspolitikerin Agnieszka Brugger hinterher beim Kaffee sehr gut versteht.

Als der Haushaltsausschuss des Bundestages sie einlud, wollte sie erst nicht. Doch die Abgeordneten haben nun mal die Macht über den Etat. Ihr Auftritt dann erinnerte einen Zuhörer ans „Duracell-Häschen auf Speed – aber sehr zielgerichtet“. Ältere Unions-Abgeordnete fläzten erst herum und waren dann geschafft. Vom CDU-Mann Eckhardt Rehberg wird berichtet, er habe danach einen Schnaps verlangt.

Auch Verteidigungspolitiker Florian Hahn (CSU) hielt wenig von der Neuen: „Ich war skeptisch, als die Personalie bekannt wurde.“ Er änderte seine Meinung. „Frau Suder hat keine 100 Tage gebraucht, um bei den wesentlichen Themen wirklich drin zu sein.“ Sie begeistere sich für Technik. Andere waren schneller angetan, sogar die Opposition. Wehrexperte Tobias Lindner (Grüne) lobt: „Sie ist ein lernendes System, sie weiß, wo sie Luft nach oben hat.“

Geschmeichelt fühlen sich Parlamentarier, dass die Neue erreichbar ist. Bis Mitternacht sei sie am Handy und arbeite zu Hause diszipliniert weiter. Sie fragt Abgeordnete um Rat.

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