Kfz-Gewerbe Ärger um Doppelprüfung für Abgas-Messgeräte

Ein Messschlauch eines Geräts zur Abgasuntersuchung für Dieselmotoren steckt in einem Auspuffrohr. Quelle: dpa

Autowerkstätten klagen über unnötige Bürokratie: Sie müssen Messgeräte doppelt prüfen lassen. Die Bundesregierung sieht keinen Handlungsbedarf, die Schuld läge bei den Ländern. Das könnte Folgen für Autofahrer haben.

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Weil Messgeräte doppelt überprüft werden müssen, drohen Autofahrern höhere Kosten für die Abgasuntersuchung. Das liegt daran, dass die dabei verwendeten Abgasmessgeräte sowohl kalibriert als auch geeicht werden müssen. Die Kalibrierung verlangt seit Anfang 2019 die EU, die Eichung das deutsche Recht. Der Unterschied ist für den Laien nicht sofort ersichtlich. Eine Eichung bestätigt, dass das Messgerät zu diesem Zeitpunkt die gesetzlichen Anforderungen erfüllt und eine gewisse Fehlertoleranz einhalten wird. Eine Kalibrierung hingegen zeigt an, um wie viel die Anzeige eines Messgerätes vom eigentlichen Messwert abweicht. Bei beiden Prüfungen wird teilweise genau dasselbe überprüft. Sie werden allerdings derzeit meist von unterschiedlichen Stellen vorgenommen. Und genau da liegt das Problem.

Unter den bislang acht akkreditieren Kalibrierlaboren in Deutschland ist nur eine Eichbehörde, die anderen sind privatwirtschaftliche Anbieter. Die Bundesregierung schiebt daher die Schuld für die Doppelprüfungen den Ländern zu, da die für die Eichämter zuständig sind. Das geht aus einer Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine FDP-Anfrage hervor, die der WirtschaftsWoche vorliegt. Darin begründet die Regierung, dass eine Kalibrierung der Geräte kein Grund sei, auf die Eichung zu verzichten.
Es sei die wesentliche Aufgabe der Eichbehörden, „zu einer soliden Qualitätsinfrastruktur in Deutschland beizutragen“.

FDP-Verkehrspolitiker Oliver Luksic kritisiert diese Haltung der Bundesregierung als „antiquiert“. Statt mehr Wettbewerb entstünden unnötige Bürokratiekosten für Werkstätten und ihre Kunden. „Eine Vereinheitlichung der Prüfungen würde die hohen Qualitätsstandards auch ohne die unverhältnismäßige Doppelbelastung schützen“, so Luksic.

Auch der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe kritisiert, dass zweimal hintereinander zwei verschiedene Institutionen „dieselbe Prüfung am Messgerät jeweils getrennt voneinander“ vornähmen. „Eine wiederkehrende Doppelprüfung von Abgasmessgeräten ist aus technischer und wirtschaftlicher Sicht nicht sinnvoll und führt insgesamt nur zu einer Mehrbelastung von mindestens 85 Millionen Euro bei allen berechtigten Untersuchungsstellen“, heißt in einer Stellungnahme für die WirtschaftsWoche.

Andere Experten schätzen die Mehrkosten pro Werkstatt auf etwa 1500 Euro jährlich. Es sei nicht unwahrscheinlich, dass die diese zusätzliche Belastung letztlich an die Kunden weitergäben.

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