Klaus-Peter Willsch Ein Euro-Rebell rechnet mit Merkels Rettungspolitik ab

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Seine Schwäche: Willsch wird persönlich

An wenigen Stellen wird Willsch persönlich und für die Betroffenen wohl auch verletzend: So schildert er beispielsweise, dass das Verhältnis zu Fraktionschef Volker Kauder mittlerweile zerrüttet sei – ebenso zu Finanzminister Schäuble. Steffen Kampeter, früherer Finanzstaatssekretär, bezeichnet er im Buch ironisch als „Koryphäe“ und stellt damit offen dessen Kompetenz in Frage.

Und Norbert Barthle, der ab 2009 den Haushaltsausschuss leitete, stellt er als treudoofen Erfüllungsgehilfen dar.

Kleine Anekdoten, wie die über Peter Tauber, machen das Buch für all jene zur Pflichtlektüre, die an den Details des Berliner Politikbetriebs interessiert sind. Tauber ist seit 2013 Generalsekretär der CDU und damit eine Vertrauenspersonen für die Bundeskanzlerin.

Die größten Pleitestaaten der Welt
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Brunnen am österreichischen Parlamentsgebäude Quelle: dpa
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Big Ben und Westminster Abbey Quelle: REUTERS

Im Juni 2011 war Tauber aber noch einfacher Bundestagsabgeordneter, der sich als Netzpolitiker einen Namen machte. Über ihn schreibt Willsch: „Er rechnete in sieben Punkten mit der Bailout-Politik der Bundesregierung ab. Er zitierte Thomas Mayer, den damaligen Chefvolkswirt der Deutschen Bank, der den Umgang mit der griechischen Schuldenkrise mit einer unterlassenen Blinddarmoperation verglichen hatte. Nur Schmerzmittel – also neue Kredite – halfen nicht. Wer sich einer Operation verweigere, sterbe wahrscheinlich. Mein hessischer Kollege warf der Bundesregierung Konzeptlosigkeit vor.“

Willsch hat zu oft widersprochen

Aus Bundestagsprotokollen zitiert Willsch Tauber schließlich mit den Worten. „Der vorliegende Entschließungsantrag trägt den von mir vorgetragenen Punkten nicht Rechnung. Eine Zustimmung hierzu ist mir aus vorgenannten Gründen nicht möglich.“

Heute hat Tauber eine exponierte Stellung in der CDU inne. Bauchschmerzen artikuliert er weiterhin, wenn es um neue Milliardengelder für Griechenland geht. Er trägt die Eurorettungspolitik der Kanzlerin aber im Wesentlichen mit.

Während Tauber in die Führungsriege der CDU aufrückte, wurde Willsch degradiert. Der Hesse war zweiter Mann der Union im Haushaltsausschuss – bis zur Bundestagswahl 2013. Danach entfernte ihn die Fraktionsführung von dem wichtigen Posten, weil er der Regierungslinie zu oft widersprochen hatte. „Ich wäre heute wohl haushaltspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, aber ich trauere dem nicht nach“, schreibt Willsch.

Es fällt schwer, dies zu glauben.

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