Klimaschutz Studie: Klimaverträge mit Industrie könnten mehr als 40 Milliarden Euro kosten

Der Aufbau klimafreundlicher Anlagen wird den Staat etwa acht Milliarden Euro kosten. Für die Produktion werden laut Denkfabrik Agora weitere 34 Milliarden Euro dazu.

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Für den Klimaschutz muss die Grundstoff-Industrie neu aufgestellt werden. Quelle: dpa

Die geplanten Klimaverträge zum Umbau der Grundstoff-Industrie könnten einer Studie zufolge den Staat gut 40 Milliarden Euro kosten. Neben Aufbau-Kosten für klimafreundliche Anlagen von acht Milliarden Euro könnten weitere 34 Milliarden Euro über zehn Jahre für die teurere Produktion dazu kommen, heißt es im Konzept der Denkfabrik Agora, das der Nachrichtenagentur Reuters am Montag vorlag.

Wenn aber EU-Regelungen den Umbau unterstützten, könnten die Kosten insgesamt auf bis zu zehn Milliarden Euro gedrückt werden. „Die Bundesregierung muss sich jetzt zügig an die Ausgestaltung der Klimaschutzverträge machen und die notwendigen finanziellen Mittel im Haushalt bereitstellen, um die Transformation deutscher Fabriken zur Klimaneutralität rechtzeitig und wirksam anzustoßen“, sagte Frank Peter, Direktor von Agora Industrie. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will bis spätestens Sommer Pläne vorlegen.

Stahl-, Chemie- und Zementbranche sind ein besonderes Problem, da die Produktionsprozesse hier nicht einfach auf erneuerbare Elektrizität umgestellt werden können. Zudem müssen laut Agora in den nächsten Jahren bis zur Hälfte der Anlagen ersetzt werden. Da diese weit über 20 Jahre in Betrieb sind, müsse es für das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 jetzt den Anstoß für den Umbau geben.

Mit den Verträgen will Deutschland die Mehrkosten gegenüber herkömmlicher Produktion drücken. Schwerpunkt bildet die Stahlbranche, der größte CO2-Produzent in der Industrie, für die bis zu 27 Milliarden Euro an Mehrkosten der Produktion abgesichert werden müsste. Hier geht es um den Ersatz von Kokskohle durch Wasserstoff, der mit Wind- oder Solarstrom erzeugt wird.

In der Chemiebranche mit der Ammoniak-Produktion wären die Kosten deutlich niedriger. Bei Zement könnten sie fast Null sein, wenn das CO2 unterirdisch gespeichert würde. Diese CCS-Technik (Carbon Capture and Storage) lehnen aber gerade die Grünen ab.

Begleitet werden sollten die Verträge der Studie zufolge von EU-Regeln, die etwa deutlich weniger Rechte zum CO2-Ausstoß für die herkömmliche Produktion vorsehen. Auch eine Steuer auf „schmutzige“ Produkte an den EU-Außengrenzen helfe, die Kosten für die Verträge zu drücken.

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