KMK-Präsidentin Susanne Eisenmann "Nationale Bildungspläne sind undenkbar"

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"Wir müssen Schulen viel stärker wissenschaftlich begleiten"

Es war ein Fehler, intensiv über Schulformen zu reden?
Eindeutig ja. Das hat Kräfte gebündelt und von der Qualitätsfrage abgelenkt. Wir müssen Schulen heutzutage viel stärker wissenschaftlich begleiten, Unterricht messen und evaluieren. Wir müssen sehen, ob unsere Förderprogramme ankommen und ob die Lehrer dafür optimal ausgebildet sind. Das ist eine politische Aufgabe.

Brauchen wir eine Art nationalen Schulfrieden, damit nicht immer weiter reformiert wird?

Nein, die 16 Bundesländer nehmen die Ergebnisse der Tests sehr ernst. Wir registrieren, was in welchem Land funktioniert und können das dann in einem anderen Bundesland übernehmen. Dieser Bildungswettbewerb ist der richtige Weg.

Und doch ändert sich in Deutschland nichts. Ist es nicht an der Zeit für nationale Standards?

Wie würde das funktionieren? Soll ein Bundesbildungsminister die Standards setzen? Dann besteht die Gefahr, dass alle Bundesländer gleich schlecht werden. Das kann nicht funktionieren. Der Bund ist ein wichtiger Partner, insbesondere was die Digitalisierung der Schulen betrifft. Aber deutschlandweite Bildungspläne und eine einheitliche Lehrerausbildung mit mehr Qualität aus Berlin? Das ist undenkbar. Das würde uns zehn bis 15 Jahre zurückwerfen. Zumal wir bereits immer mehr einheitliche Standards haben. Dieses Jahr hatten wir zum ersten Mal einen gemeinsamen Pool von Abi-Aufgaben, die bundesweit angeboten wurden.

Aus denen sich die Schulen bedienen können, nicht müssen.
Es ist ein Anfang. Denn ich bezweifle, dass Bremen die Standards von Bayern übernehmen möchte. Gerade die SPD-geführten Länder wehren sich gegen zu viele gemeinsame Standards. Aber wir arbeiten weiter daran, dass das Abitur deutschlandweit vergleichbarer wird.

Sie sagen, die Länder sollen voneinander lernen. Bayern und Sachsen liegen seit vielen Jahren an der Spitze. Warum lernen Sie bislang nicht von denen?
Wir haben keine Tradition, wissenschaftlich basiert vorzugehen. Wir brauchen ein datengestütztes Bildungsmonitoring. Wenn wir das haben, fällt es auch leichter voneinander zu lernen. Aber es stimmt: Das hätten wir schon viel früher tun müssen.

Aus der Wissenschaft kommt die Forderung nach einem Institut, das Bildung evaluiert und Schulen beraten kann.
Ein solches Institut haben wir bereits. Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen in Berlin. Das IQB wird gemeinsam von Bund und Ländern getragen. Ich bin dafür, dass wir das IQB finanziell weiter stärken, damit es künftig nicht nur evaluieren, sondern auch beraten kann.

 

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