




Die CDU kann die AfD aus eigener Kraft nur kleinkriegen, wenn sie das aufgegebene politische Terrain wieder besetzt. Das ist nicht dasselbe, wie es der nordrhein-westfälische CDU-Chef Armin Laschet für sich in Anspruch nimmt. Nämlich AfD-Positionen „offensiv“ zu attackieren, sie als „rückwärts gewandt“ und schädlich zu bezeichnen.
Man gewinnt keinen Wähler dadurch, dass man ihm seine Überzeugungen und Interessen auszureden versucht. Sondern indem man ihm klar macht, dass man sie effektiv vertritt.
Falls die AfD nicht in den nächsten Jahren von der Bildfläche verschwindet, wird eine pragmatische und regierungswillige CDU nicht darum herumkommen, mit der AfD zu reden und grundsätzlich offen für Koalitionen mit ihr zu sein.
Peinliche Reaktionen
An die völlig überzogene Unterstellung von Annegret Kramp-Karrenbauer ("hart an der Grenze zur Verfassungsfeindlichkeit") und die Weigerung Volker Kauders, sich mit AfD-Mitgliedern in eine Talkshow zu setzen, wird man sich dann ebenso peinlich erinnern wie an die Boykott-Versuche vieler hessischer CDU-Politiker gegenüber den Grünen in den frühen Achtzigerjahren.
Alexander Gauland war damals Büroleiter des Frankfurter Oberbürgermeisters und späteren hessischen Ministerpräsidenten Walter Wallmann. Und in der hessischen CDU einer der ersten, die mit Joschka Fischer, Daniel Cohn-Bendit und sogar mit Ultra-Fundi Jutta Dittfurth das Gespräch suchten. „Man muss mit allen reden, die von den Bürgern in Parlamente gewählt werden, weil es neue gesellschaftliche Bedürfnisse gibt“, sagt Gauland heute.
Deutschland
Damals hat die CDU nicht erkannt, wie grundlegend das gesellschaftliche Bedürfnis war, das die Grünen bedienten. Sie glaubte, den gesellschaftlichen Diskurs ignorieren zu dürfen und die Grünen als Öko-Spinner und Radikalinskis isolieren zu können. Und sie versäumte es vor allem, das konservative Element in der grünen Bewegung zu erkennen und sich einzuverleiben. Damals begann der intellektuelle Niedergang der Union.
Die AfD kann abwarten - solange sie sich nicht selbst zerlegt. Schneidet sie bei den im Sommer anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg ähnlich ab wie bei den Wahlen zum EU-Parlament, sind dort bald Konstellationen möglich, die eine bürgerliche Mehrheit mit der AfD ermöglichen.
Würden diese für eine große Koalition geopfert, dürfte das an der CDU-Basis für mehr als ein wenig Unmut sorgen. Manch ein CDU-Politiker wird seine unüberlegten Aussagen der letzten Tage vermutlich noch bereuen.