Kommentar zu den Pisa-Ergebnissen Kein Grund zur Panik – aber ein Grund zur Förderung

Die Noten für deutsche Schüler in der Pisa-Studie sind nicht beunruhigend. Schwankungen gehören dazu. Gravierend sind indes noch immer die systematischen Fehler: Die Herkunft bestimmt über die Zukunft unserer Kinder.

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Der leichten Abwärtstrend der deutschen Schüler in der Pisa-Studie ist laut den Forschern im Bereich der normalen Schwankungen. Quelle: dpa

Düsseldorf Die gute Nachricht der neuen Pisa-Studie: Die 15-jährigen Schüler in Deutschland sind sowohl im Lesen, als auch im Rechnen und den Naturwissenschaften besser als der Durchschnitt der OECD-Länder. Die nicht ganz so gute: Im Vergleich zum letzten Pisa-Test 2012 haben sich die Neuntklässler in den Naturwissenschaften, aber auch in Mathematik leicht verschlechtert. Kein Grund zur Panik, sagen die Forscher allerdings. In Mathematik seien das normale Schwankungen in so einem Test, in den Naturwissenschaften habe sich im Vergleich zu 2006, als das Fach das letzte Mal mit dem umfangreichen Fragenkatalog abgehandelt wurde, nichts verändert.

Doch Teile der Ergebnisse sind alarmierend: Noch immer hängt der Erfolg in der Schule stark vom Elternhaus ab. Deutschland hat sich hier zwar verbessert, aber andere Länder zeigen, dass es noch besser geht. Und noch immer sind es Zuwandererkinder, die sich schwertun und schlechtere Ergebnisse erzielen – vor allem jene der ersten Generation. Kinder von Zuwanderern, die hier geboren sind, zeigen hingegen bessere Leistungen, kommen in der Regel aber an ihre Mitschüler aus Familien, die schon seit Generationen in Deutschland leben, nicht heran.

Das muss uns beunruhigen – denn das deutsche Bildungssystem steht vor großen Herausforderungen. In manchen Großstädten kommt schon mehr als die Hälfte der Kinder aus Zuwandererfamilien. Wenn sie zuhause nicht deutsch sprechen und nur kurz oder gar nicht in den Kindergarten gegangen sind, haben sie schon bei der Einschulung einen deutlichen Rückstand. Und der wird im Laufe ihrer Schulzeit immer größer.

Die Ergebnisse müssen uns aber vor allem beunruhigen, weil das Bildungssystem hunderttausende Flüchtlinge integrieren und zu einem Schulabschluss führen soll. Gerade die Kinder, die nicht hier geboren sind, zeigen noch immer keine guten Leistungen. Wer in einem anderen Land mit einem anderen Schulsystem und anderer Sprache aufgewachsen ist, tut sich einfach schwerer.

Umso wichtiger ist, dass die Kinder einen guten Sprachunterricht erhalten, um schnell Deutsch zu lernen und in die normalen Klassen wechseln zu können. Genauso wichtig ist aber auch, dass die Ganztagsschulen konsequenter ausgebaut werden, dass sie ihrem Namen endlich gerecht werden. Denn heute darf sich eine Schule schon Ganztagsschule nennen, wenn sie an drei Tagen in der Woche nach dem regulären Unterricht ein Mittagessen und zwei Stunden Betreuung anbietet. Mit individueller Förderung oder mehr Lernzeit hat das nichts zu tun. So können die Ganztagsschulen die in sie gesetzten Hoffnungen für das Bildungssystem gar nicht erfüllen.

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