Kommentar zum G20-Gipfel Donald Trump hört zu, lernt aber nichts

Die Ziele der G20 sind zu wichtig, um sie am US-Präsidenten scheitern zu lassen. Spätestens in acht Jahren ist Trump Vergangenheit. Kanzlerin Merkel muss mit ihm reden, ohne das Trennende zu verschweigen. Ein Kommentar.

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Das Kräfteverhältnis von 19:1 wird die Kanzlerin dem US-Präsidenten in Hamburg nicht klarmachen. Quelle: dpa

Berlin Auf dem G20-Gipfel in Hamburg könnte sich die Kanzlerin leicht als „letzte Verteidigerin des freien Westens“ präsentieren. In einem Gastbeitrag für das Handelsblatt sprang ihr jetzt Russlands Präsident Wladimir Putin bei und warb für den Freihandel. Zuvor hatten schon Chinas Staatschef Xi Jinping und Japans Premier Shinzo Abe deutlich gemacht, auf dem Gipfeltreffen für eine Fortsetzung der bisherigen Klimaschutzpolitik eintreten zu wollen.

Auch wenn Russland und China keine Musterschüler in Sachen Freihandel und Klimaschutz sind, verbindet sie das gemeinsame Ziel. Merkel könnte also US-Präsident Donald Trump bei ihrem Treffen am Donnerstagabend die Geschlossenheit aller anderen vor Augen führen und ihm das Kräfteverhältnis von 19:1 klarmachen.

Doch das wird sie nicht. Erst mal aus einem einfachen Grund: Trump hört zwar zu, lernt aber nichts. Deshalb müssen die mächtigsten Staats- und Regierungschefs in unsicheren Zeiten miteinander reden, ohne das Trennende zu verschweigen.

Die Ziele der G20 sind zu wichtig, um sie an Donald Trump scheitern zu lassen, der spätestens in acht Jahren Vergangenheit ist. Der Freihandel ist nicht nur wichtig für die reichen Länder. Auch wenn es die Protestierer in Hamburg nicht hören wollen: Der Freihandel spielt auch eine wesentliche Rolle, um die Armut in der Welt abzumildern. Ähnlich verhält es sich mit dem Klimaschutz, der keinen Aufschub mehr verträgt.

Doch anders als bei anderen Gipfeltreffen muss Merkel sich nicht nur auf der internationalen Bühne sich beweisen. In Deutschland herrscht Wahlkampf – und dem Vorwurf der SPD, dass sie vor Trump einknickt, will sich Merkel nicht aussetzen.

Ihr Herausforderer Martin Schulz wartet nur auf eine Schwäche der Kanzlerin, um sie auf ihrem stärksten Feld, der Außenpolitik, angreifen zu können. Wie allerdings ein Formelkompromiss mit Trump gelingen soll? Darüber rätseln die engsten Berater Merkels. Gibt es in Hamburg keine Einigung, droht sich auch bei künftigen Gipfeln ein großer Graben zu den USA aufzutun. Das gilt es zu verhindern.

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