Konjunktur in Deutschland Weiter große Unterschiede zwischen Ost und West

Auch fast drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung sind Ost- und Westdeutschland nach wie vor geteilt – zumindest was die Wirtschaftskraft angeht. Die Bundesregierung warnt deswegen vor weitreichenden Folgeproblemen.

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Die Mauer ist mittlerweile weg, die wirtschaftlichen Unterschiede sind jedoch noch vorhanden. Quelle: dapd

Berlin Zwischen Ost- und Westdeutschland gibt es auch 27 Jahre nach der Wiedervereinigung starke Unterschiede in der Wirtschaftskraft. Obgleich sie sich in den vergangenen Jahren weiter angenähert habe, habe sie im Jahr 2016 im Durchschnitt noch 27 Prozent betragen, heißt es im „Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der deutschen Einheit 2017“, der Reuters am Dienstag vorlag. Ohne Berlin seien es sogar 32 Prozent. Die Verringerung des Abstands habe sich in den vergangenen eineinhalb Jahren „erheblich verlangsamt“.

Insgesamt lag das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner dem Bericht zufolge in Ostdeutschland im vergangenen Jahr bei 73,2 Prozent des westdeutschen Vergleichswerts. Dominante Erklärungsfaktoren für die weiter bestehenden Unterschiede seien die Kleinteiligkeit der ostdeutschen Wirtschaft und ein Mangel an Konzernzentralen großer Unternehmen. „So ist kein einziges ostdeutsches Unternehmen im Börsenleitindex DAX-30 notiert“, heißt es in dem Bericht. Und nur wenige Großunternehmen hätten ihre Zentrale in Ostdeutschland. Viele ostdeutsche Firmen seien zudem Teil westdeutscher Konzerne „und dadurch teilweise in ihren Entwicklungsmöglichkeiten beschränkt“. Gerade größere Firmen investierten oft im Umfeld ihrer Zentralen überdurchschnittlich viel in Forschung, Entwicklung und Innovationen.

Weiter heißt es in dem Bericht, die Globalisierung und der demografische Wandel dürfte regionale Unterschiede tendenziell verschärfen. Zugleich warnt die Bundesregierung, aus regionaler Strukturschwäche könnten sich Folgeprobleme für den inneren Zusammenhalt der Gesellschaft ergeben. Gerade in den schwächsten Regionen, in denen sich Menschen abgehängt fühlen könnten, könnten „gesellschaftliche Spaltungen bis hin zu radikalen Einstellungen“ entstehen.

Insgesamt habe sich die ostdeutsche Wirtschaft aber gut entwickelt und sie sei international wettbewerbsfähig. Der Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung liege in Ostdeutschland höher als in der Europäischen Union. Die Wirtschaftskraft habe den Durchschnitt der EU ebenfalls bereits fast erreicht.

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