
Soll man darüber reden oder nicht? Für viele Unternehmer sind dies die bittersten Stunden ihres beruflichen Lebens. Märkte brechen weg, Aufträge werden storniert – aber noch gibt es Arbeit, noch steht die eigene Firma solide da.
Doch klar ist auch, viele Unternehmen – und nicht nur Autobauer Opel – brauchen neue Finanzstrategien: Wie lange reicht das Eigenkapital? Wie lange sind Zahlungsausfälle auszuhalten? Wie lange ist Kurzarbeit möglich? Kann die Substanz des Unternehmens gerettet werden?
Man sucht jetzt Hilfe. Große Firmen gehen zur Politik, Mittelständler hingegen nur zu ihrer Hausbank. Vergangenes Jahr noch hatte doch der Filialleiter großzügig eine Ausdehnung der Kreditlinien angeboten. Davon will die Bank heute nichts mehr wissen. Ausgedehnt wird nichts und Firmenkunden können froh sein, wenn die Daumenschrauben für bestehende Kredite nicht weiter angezogen werden.
Tabelle: Dax-Konzerne und ihre Schulden
So oder so ähnlich beschreiben derzeit einige Firmenchefs ihre Lage, wollen aber nicht namentlich genannt werden, um nicht als belastet zu gelten. Die deutsche Industrie vorm Winter: Sie leidet Not, weil das hochgelobte Banken-Rettungspaket in Höhe von 500 Milliarden Euro offenbar nur teilweise wirkt.
Zwar wurden der Finanzsektor stabilisiert und Panikreaktionen der Privatkunden vorerst vermieden. Doch der zweite gewünschte Effekt, die Wiederbelebung des volkswirtschaftlichen Blutkreislaufes durch kreditfinanzierte Absicherung unternehmerischer Aktivitäten in der sogenannten Realwirtschaft, bleibt aus.
In der Bundesregierung hatte man sich alles so schön vorgestellt: Anstatt mit Steuersenkungen, die koalitionspolitisch schwerer durchzusetzen sind, sollte die Konjunktur mit Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB), dem Banken-Rettungsschirm und anderen Hilfen in Schwung gehalten werden.