




Im internationalen Vergleich sei Deutschland „ein sicheres Land“. Auf diese Feststellung legt Bundesinnenminister Thomas de Maizière wert. „Es gibt einiges an Licht - aber auch viel an Schatten“, räumte der CDU-Politiker ein, als er am Montag in Berlin die neue Kriminalstatistik präsentierte.
Anlass zur Sorge sieht er bei der politisch motivierten Kriminalität, die massiv zugenommen hat, aber auch bei den Wohnungseinbrüchen: Im vergangenen Jahr wurden bundesweit 167 136 Fälle registriert - fast zehn Prozent mehr als im Jahr 2014. Ähnlich hohe Zahlen gab es zuletzt in den späten 90er Jahren.
„Gerade beim Wohnungseinbruch zeigt sich eine überproportionale Zunahme organisierter, reisender Tätergruppen aus Südost- und Osteuropa“, sagte de Maizière. Tatsächlich kommt nahezu die Hälfte der mutmaßlichen Einbrecher laut Statistik aus Staaten wie Serbien, Rumänien, der Türkei und Albanien. Als Gegenmaßnahme wirbt de Maizière für grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
Die wichtigsten Fragen rund um Einbrüche
Die meisten Einbrüche finden in den sogenannten „dunklen Monaten“ statt. Das heißt zwischen Oktober und Februar. Bevorzugte Uhrzeiten sind die Dämmerungszeiten.
Im Grunde ganz einfach: Die meisten benutzen laut Polizei einen Schraubenzieher. Zumeist nähern sich Einbrecher von der Gartenseite und hebeln Fenster oder Fenstertüren auf. Dreiviertel aller Einbrüche laufen so ab, heißt es.
Einbruchssichere Fenster und Türen sind wohl der effektivste Einbruchsschutz. Wer persönlich zugeschnittene Infos sucht, kann sich kostenlos und neutral von Beamten der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle beraten. Dort werden auch geprüfte Handwerksbetriebe empfohlen.
Laut Polizei gilt: Erst muss die Außenhaut gesichert sein, dann kann man über weitere Schutzmechanismen nachdenken. „Meldeanlagen melden den Einbruch, verhindern aber keinen“, heißt es bei der Polizei.
Polizei anrufen und abwarten. Am besten nichts anfassen oder gar aufräumen. Alle weiteren Schritte lassen sich dann mit den Beamten besprechen.
Im Saarland scheint das zu funktionieren: Dort setzt die Polizei auf gemeinsame Kontrollen und Fahndungen mit den benachbarten Staaten Frankreich und Luxemburg sowie mit Belgien. Und im Gegensatz zum bundesweiten Trend sind im Saarland die Einbruchszahlen gegenüber 2014 tatsächlich zurückgegangen, während sie etwa in Hamburg und Nordrhein-Westfalen deutlich nach oben schnellten.
Nachbesserungsbedarf sieht der saarländische Innenminister Klaus Bouillon (CDU) deshalb bei der Zusammenarbeit innerhalb Deutschlands. „Föderalismus ist manchmal auch hinderlich“, bemängelte er und verwies darauf, dass die polizeilichen Computersysteme vieler Bundesländer noch immer nicht kompatibel seien.





Das prangert auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) an: „Es kann nicht sein, dass eine kriminelle Bande Einbrüche in Brandenburg begeht, dann weiterreist nach Nordrhein-Westfalen und dort niemand bei der Polizei auf Erkenntnisse zuvor begangener Straftaten zugreifen kann“, kritisierte DPolG-Vize Ernst G. Walter. Möglicherweise ist das einer der Gründe, warum die Aufklärungsquote bei Diebstahlsdelikten mit 14,1 Prozent unterdurchschnittlich niedrig ist.
Überdurchschnittlich viele Einbrecher kommen laut Kriminalstatistik aus dem Ausland. Auch Taschendiebstahl und Urkundenfälschung geht auffällig oft auf das Konto von nicht-deutschen Tätern. Drei von vier Tatverdächtigen sind allerdings Deutsche. Sie fallen besonders häufig auf mit Sachbeschädigung, Kindesmissbrauch und Wirtschaftskriminalität.
Durch die Flüchtlingskrise gab es 2015 extrem viele Verstöße gegen das Ausländerrecht, beispielsweise durch illegale Einreisen. Die Zahl der Straftaten stieg dadurch auf 6,3 Millionen. Rechnet man jedoch diese Fälle heraus, liegt die Gesamtzahl ähnlich wie in den Vorjahren bei gut 5,9 Millionen. Trotzdem gab es mitunter deutliche Verschiebungen:
- Die politisch motivierten Straftaten erreichten den höchsten Stand seit 2001. Mit 22.960 Fällen gab es vor allem bei der rechtsmotivierten Kriminalität ein Plus von fast 35 Prozent.
- Die Zahl der Diebstähle ging auch nach oben. Nicht nur bei den Wohnungseinbrüchen gab es ein deutliches Plus, sondern auch beim Taschen- und Ladendiebstahl. Dafür sank die Zahl der geklauten Fahrräder.
- Gab es 2014 noch mehr als 600.000 Fälle von Sachbeschädigung, waren es im vergangenen Jahr nur noch gut 577.000 Fälle - ein Rückgang um vier Prozent.
Die Aufklärungsquote der Polizei lag mit 53,4 Prozent etwa auf dem Niveau des Vorjahrs. Während allerdings nur 14 Prozent der Diebstähle aufgeklärt werden konnten, waren es bei Mord und Totschlag fast 95 Prozent.