Kritik am G20-Standort Warum zur Hölle Hamburg?

Angesichts der gewaltsamen Proteste wird die Kritik immer lauter, dass Kanzlerin Angela Merkel ausgerechnet Hamburg für den G20-Gipfel ausgesucht hat. Wie kam die Entscheidung für die alternative Hansestadt zustande?

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An der G20-Standortentscheidung für gibt es scharfe Kritik. Quelle: Reuters

Hamburg Die Bilde von gewaltsamen Protesten und brennenden Autos gehen um die Welt. Und sie führen auch zu immer lauter werdender Kritik, warum ausgerechnet Hamburg als Ort für den G20-Gipfel ausgesucht wurde. Und dort auch noch das Messezentrum, das nur einen Steinwurf vom alternativen Schanzenviertel entfernt liegt.

Die Entscheidung für Hamburg hat Kanzlerin Angela Merkel getroffen. Die Stadt, das Tor zur Welt, ist aus ihrer Sicht ein gutes Symbol für die Globalisierung, für den Freihandel, für Weltoffenheit. Alles Dinge, die US-Präsident Donald Trump infrage stellt, die Merkel aber auf ihrem Gipfel verteidigen will.

Trotzdem hat auch Merkel nun ein Problem: Denn für Hamburgs Symbolkraft interessiert sich nun niemand. Die Bilder von Protesten und brennenden Barrikaden verdrängen die Inhalte. Die von Merkel gewünschten schönen Fotos mit den Mächtigen der Welt – wie etwa bei G7-Gipfel in Elmau mit Barack Obama vor der Alpenkulisse – interessieren kaum mehr.

Trotzdem verteidigt Merkels Umfeld die Entscheidung für Hamburg. Natürlich hatten auch die Organisatoren der Kanzlerin das Risiko von gewalttätigen Demonstrationen im Blick bei ihrer Auswahl. Nur: Hätte man einen Ort finden können, an dem das deutlich niedriger ist?

Die häufig erhobene Forderung, den G20-Gipfel doch lieber in einer wenig bewohnten Gegend zu veranstalten – wie etwa den G8-Gipfel in Heiligendamm oder den G7-Gipfel in Elmau – ist kaum umsetzbar. Dafür ist das G20-Treffen zu groß. Es kamen die 19 Staats- und Regierungschefs der G20-Staaten. Dazu kommen die Vertreter von EU, von Organisationen wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und den Partnerländer – insgesamt noch mal 15 hochrangige Personen.

Für die braucht es entsprechende Hotels. Zudem hat jeder eine große Delegation dabei, die untergebracht werden muss. Genauso die 5000 angereisten Journalisten, für die auch ein Pressezentrum eingerichtet werden muss. Somit scheiden Kleinstädte in der Provinz praktisch aus. Rund 9000 Hotelzimmer wurden für die Gipfelteilnehmer reserviert.

Mehrere Großstädte hatten sich Merkels G20-Vorbereiter angeschaut. Doch aus ihrer Sicht eigneten sich viele nicht so gut wie Hamburg. Stuttgart etwa mit der Lage im Kessel hat zu wenige Zufahrtsstraßen. München kam kaum infrage, da schon der G7-Gipfel in Elmau 2015 in Bayern stattfand.

Bei vielen anderen Großstädten hätte sich dasselbe Problem wie in Hamburg ergeben: Die möglichen Veranstaltungsorte, etwa Messehallen, liegen auch hier im Zentrum. Und ob die Proteste in Köln oder Berlin glimpflicher verlaufen würden, das bezweifeln Merkels Leute auch. Schließlich dürften viele Randalierer angereist sein. Man kurze Zeit selbst darüber nachgedacht, den Gipfel auf einem riesigen Kreuzfahrtschiff stattfinden zu lassen. Das hat man aber aus Sicherheitsgründen schnell verworfen , etwa dem Brandschutz.

Und noch etwas Grundsätzliches betonen die Organisatoren der Bundesregierung: Es könne nicht sein, dass man aus Angst vor Gewalttätern keine internationalen Gipfel mit anderen Staats- und Regierungschefs in Deutschland abhalten könne.

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